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Wunderlich: „Viktoria ist für mich Familie“

Viktoria-Sportvorstand Franz Wunderlich (Foto: Julia Schulz/Viktoria Köln)

15.06.2021

Schon als Jugendlicher spielte Franz Wunderlich für Viktoria Köln. Später, nachdem er unter anderem für den 1. FC Köln in der Bundesliga aktiv war und als Trainer in Porz und Junkersdorf gearbeitet hatte, kehrte er nach Höhenberg zurück. Als Sportvorstand und Vize-Präsident hat er die Geschicke der Viktoria in den letzten Jahren entscheidend mitgeprägt. Im Interview spricht der 57-Jährige über die abgelaufene Saison, den zukünftigen Kader und seine Motivation für den Klub von der Schäl Sick.

Herr Wunderlich, Sie gelten als sehr extrovertierter Mensch. Wie viel Nerven hat sie die abgelaufene Saison gekostet?

Franz Wunderlich: Die hat mich schon eine Menge Energie gekostet. Es war eine emotionale Achterbahnfahrt: Wir haben eine extrem schwierige Hinrunde erlebt, die schließlich dazu führte, dass sich der Verein von Pavel Dotchev trennen musste. Das war natürlich auch von der menschlichen Seite her nicht so einfach, denn wir hatten ein sehr gutes Verhältnis und haben gemeinsam gute Zeiten erlebt. Doch dann kam der Punkt, an dem eine Entscheidung getroffen werden musste, die nicht leicht war – auch mit dem Wissen, dass wir eine schwere Rückrunde vor der Brust haben werden. Ich glaube, am Ende hat die Rückrunde dann aber für vieles entschädigt.

Wie sieht es jetzt aus, nachdem der Klassenerhalt geschafft ist und der Bitburger-Pokal gewonnen wurde? Nach der Saison ist ja schließlich vor der Saison…

Wunderlich: Natürlich, wir haben nicht viel Zeit, um durchzuatmen. Das ist im Fußball auch schwierig. Wir sind glücklich, den Klassenerhalt gesichert und den Pokal gewonnen zu haben. Jetzt stecken wir unsere Energie in die Kaderplanung, die in diesem Jahr nicht so leicht ist, weil wir Geduld brauchen. Es gab einige gute Spieler, mit denen wir in Gesprächen waren, die sich am Ende aber für die 2. Liga entschieden haben. Aber ich bin mir sicher, dass noch Bewegung in den Markt kommen wird. Insgesamt ist es aktuell eine intensive Zeit für uns, weil wir ja schon am Montag mit der Vorbereitung anfangen.

Im Trainerteam gab es jetzt eine Veränderung: Imke Wübbenhorst wird ihre Tätigkeit als Co-Trainerin Analyse beginnen und löst damit Yuki Hamano ab, dessen Vertrag ausgelaufen ist.

Wunderlich: In erster Linie ist es die Entscheidung des Cheftrainers, wen er für seine Arbeit benötigt. Denn er ist derjenige, der mit seinem Staff die täglichen Aufgaben bewerkstelligen muss. Imke Wübbenhorst bringt ein besonderes Level mit. Sie war selbst Trainerin und hat in den Bereichen der Nach- und Vorbereitung von Spielen, bei Matchplänen und Analysen einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Olaf Janßen war ja in der Zusammenarbeit mit Bruno Labbadia selbst in diesem Bereich tätig. Deshalb besitzt er hier ein hohes Fachwissen und wusste genau, was er sucht. Wir wollen aber nicht vergessen, dass wir zuvor mit Yuki Hamano ebenso eine tolle Zeit erlebt haben. Er ist ein fantastischer Mensch, der dazu sehr fleißig war und eine gute Arbeit abgeliefert hat. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich bedanken.

Wie sieht es mit Neuverpflichtungen bei den Spielern aus? Während schon einige Abgänge bekannt sind, hält sich die Anzahl der Zugänge (bislang Florian Heister) noch in Grenzen. Wird der Kader der Viktoria in der Breite verkleinert?

Wunderlich: Ich höre natürlich die Stimmen, die fragen: ‚Wo bleiben die neuen Spieler?‘ Aber wir sind ruhig und von unserem Vorgehen überzeugt. Wir machen keine verrückten Dinge, nur um irgendeinen Spieler zu holen. Wir sind uns einig, dass wir den Schwerpunkt auf die Qualität setzen. Es kann daher sein, dass wir den Kader am Ende um ein, zwei Spieler reduzieren. Darüber hinaus müssen wir die U 23-Regelung beachten, sodass wir auch einigen jungen Spielern Perspektiven bieten werden. Letztlich ist es aber so, dass die Qualität im Vordergrund stehen wird. Und da sind wir in guten Gesprächen mit verschiedenen Spielern.

Lassen sich zum aktuellen Zeitpunkt schon Ziele für die anstehende Saison definieren?

Wunderlich: Da bin ich ohnehin vorsichtig. Das wäre auch so, wenn der Kader schon komplett feststehen würde. Der Fußball zeigt immer wieder, dass man sich Spieler holt, die in der Vergangenheit ihre Leistung erbracht haben. Aber wir sehen auch immer wieder, dass Themen wie Verletzungen, Integration und private Sorgen dazu führen können, dass Spieler ihre Fähigkeiten nicht sofort so abrufen können wie zuvor. Deshalb wäre es jetzt völlig verfrüht, Ziele zu definieren.

Die Viktoria hat Andreas Rettig als Vorsitzenden der Geschäftsführung an Bord geholt. Er wird auch in der sportlichen Ausrichtung ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Hat sich Ihr Aufgabenbereich dadurch ein wenig verändert?

Wunderlich: Es hat sich nicht so viel geändert. Der Verein hatte ja eine besondere Infrastruktur. Das Familiäre und das Persönliche haben oft dafür gesorgt, dass wir viele Aufgaben mitgemacht haben, die gar nicht in unseren Bereich gefallen sind. Und für mich war das auch eindeutig zu viel, ich musste einfach kürzertreten. Deshalb bin ich froh, dass wir mit Andreas Rettig eine Persönlichkeit haben, die mehr Strukturen schafft. Das wird die Sache sicherlich erleichtern. Wir haben klare Absprachen. Es gibt immer gemeinsame Entscheidungen, wenn wir über Spieler reden. Das betrifft natürlich unseren Cheftrainer Olaf Janßen, Marcus Steegmann, Andreas Rettig und mich. Das haben wir bis jetzt auch sehr gut hinbekommen. Andreas ist am Ende aber auch für die wirtschaftlichen Dinge mit verantwortlich. Daher glaube ich, dass es insgesamt für mich eine Entlastung ist, mit der ich sehr gut leben kann.   

Man darf Viktoria Köln durchaus als Ihr persönliches „Baby“ bezeichnen. Schließlich waren Sie schon als Spieler für den Verein aktiv und haben den Klub seit der Neugründung 2010 stetig begleitet. Was fasziniert Sie persönlich so sehr an diesem Verein?

Wunderlich: Ich habe hier schon vor fünfzig Jahren in der Jugend gespielt. Natürlich gab es dann auch die Phase, in der ich weg war. Aber ich habe nie den Draht zur Viktoria verloren. Und gerade die letzten Jahre – nach der Neugründung – waren sehr emotional. Ich bin sehr dankbar, dass ich während dieser Zeit das Vertrauen von Franz-Josef Wernze bekommen habe. Aber in den letzten elf Jahren habe ich auch eine Menge geopfert. Wenn ich dann zum Beispiel durch den Sportpark Höhenberg gehe und sehe, wie junge Spieler trainieren und Talente heranwachsen, dann macht mich das glücklich. Für mich ergibt sich daraus ein Wohlfühlfaktor. Für mich bedeutet Viktoria nicht Arbeit. Viktoria ist für mich Familie. Selbst wenn die Spieler dann später zum Teil zu anderen Vereinen wechseln und man sich wiedersieht, dann sind das Jungs, die ich früher in der Jugend spielen gesehen habe und zu denen ich ein besonderes Verhältnis habe. Ich freue mich dann immer, wenn man sich wiedersieht und ich sehen kann, dass die Werte, die ich mitgeben konnte, auch hängengeblieben sind. Das erfüllt mich mit Stolz. Ein weiterer Punkt ist, dass mich die Arbeit mit den jungen Leuten ein Stück weit frisch hält. Und alles in Kombination bringt mir die Motivation, parallel zu meinen anderen Tätigkeiten, weiterzumachen.  

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