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Bangsow im Porträt: „Nicht den Kopf in den Sand stecken“

Mike Wunderlich und Yannik Bangsow vor der Partie gegen den KFC Uerdingen in Lotte (Foto: Hendrik Deckers/Viktoria Köln)

11.05.2021

In unregelmäßigen Abständen stellen wir die Spieler von Viktoria Köln vor. Heute: Yannik Bangsow

Seit Sommer ist Yannik Bangsow Teil des Viktoria-Kaders. Der Keeper entschied sich im vergangenen Jahr für eine Leihe auf die Schäl Sick. Vertraglich ist der gebürtige Berliner noch Eintracht Braunschweig zuzuordnen – und das bereits seit dem Jahr 2015. Sein Drittliga-Debüt gab der Schlussmann 2019 für den BTSV. Doch dass der heute 23-Jährige einst Torwart würde, war zunächst nicht abzusehen. Zu gut war er auf dem Feld.

„Schon mit vier Jahren fing es an, dass meine Freunde in Vereinen Fußball spielten. Da wollte ich dann auch mitmachen“, erzählt Bangsow über seine fußballerischen Anfänge. So heuerte er schon als Kindergartenkind beim Seeburger SV, in seinem „Heimatdorf“ am Berliner Stadtrand an. „Um aber fußballerisch voranzukommen, musste ich zu einem etwas größeren Verein wechseln. So habe ich mich dann dem SCC Berlin angeschlossen“, erklärt er seinen nächsten Karriereschritt, den er im Alter von neun Jahren wagte. In Charlottenburg blieb der junge Fußballer vier Jahre lang und wechselte anschließend zum SC Staaken. Beim Spandauer Verein durfte Bangsow endlich zwischen die Pfosten. Zuvor wurde der Teenie ungewollt als Feldspieler eingesetzt. „Mir war schon früh klar, dass ich ins Tor wollte. Meine Trainer haben mir aber immer gesagt, dass ich auf dem Feld zu gut bin. In der U 13 durfte ich dann endlich ins Tor“, erzählt der Schlussmann mit einem Lächeln.

Der Positionswechsel machte sich bezahlt. Nach einer Saison bei Staaken wechselte der Keeper im Alter von 14 Jahren zu Tennis Borussia Berlin. 2012, in seinem ersten Jahr, wurde er mit TeBe Berliner Hallenmeister der C-Junioren. Bei der Meisterschaft wurde er als bester Torwart des Turniers gekürt. „Da konnte ich einige außergewöhnliche Bälle halten, vor allem im Finale gegen Hertha BSC“, erinnert sich  Bangsow noch heute. Der Pokalsieg war für dem Schlussmann und sein Team der Anfang einer großartigen Saison. Anschließend wurde der Keeper mit dem ehemaligen Bundesligisten noch Berliner C-Junioren-Meister.

Die guten Paraden des Torhüters sollten nicht ungesehen bleiben. Dank seiner Zeit als Feldspieler konnte er früh gut mit dem Ball umgehen und war dazu auf der Linie stark. Und so wechselte der Leistungsträger in der U 17 zu RB Leipzig ins Internat. „Meine Freunde und Familie sind alle in Berlin geblieben. Das war dann für mich der erste Schritt weg von der Heimat. Anfangs war das natürlich schwierig, weil ich dort niemanden kannte. In so jungen Jahren auf sich alleine gestellt zu sein, ist gar nicht einfach. Aber ich kam früh klar“, blickt der damals 16-Jährige zurück. Erfolg hatte Bangsow auch bei den Sachsen. Mit den Roten Bullen feierte er 2015 die B-Junioren-Meisterschaft Nord/Nordost. Doch mit der Anzahl seiner Einsätze war der junge Mann nicht zufrieden. So entschied er sich schon nach einem Jahr, wieder zu gehen.  

„Ich hatte unter anderem eine Anfrage aus Braunschweig. Die haben mir ihre Pläne mit mir vorgestellt. Damals hat die Eintracht in der 2. Bundesliga eine gute Rolle und die A-Jugend in der Bundesliga gespielt. Das Gesamtpaket hat mich letztlich überzeugt“, so der Torhüter über seinen Wechsel nach Niedersachsen. Doch auch bei der U 19 des BTSV war der Keeper zunächst nicht gesetzt. „Das Problem war, dass ich erst nach Saisonstart zur Mannschaft gestoßen bin. Da war der erste Torwart schon ausgemacht“, erklärt er. So stellte sich Bangsow hinten an: „Mir war wichtig, nicht den Kopf in den Sand zu stecken. Die Verantwortlichen haben mir Mut gemacht und gesagt, dass meine Zeit noch kommen wird.“

Und tatsächlich, seine Zeit kam. Im Laufe der Saison setzte sich Bangsow durch und wurde Stammkeeper. Die Braunschweiger U 19 spielte damals gegen den Abstieg. Der Keeper war mit seinen Paraden zum Saisonende nicht unbeteiligt am Klassenerhalt. Auch im zweiten A-Junioren-Jahr war er zunächst gesetzt. Und auch bei den Profis durfte er Luft schnuppern. „Ich habe im Saisonverlauf immer mehr mit den Profis trainiert, war dort dritter Torwart. Obwohl ich noch A-Jugendlicher war, wurde ich dann vermehrt bei der U 23 eingesetzt“, so Bangsow. So spielte er mit dem BTSV in der Regionalliga Nord. Dabei kam es zu einer sehr unschönen Szene: Nach einem Freistoß schmiss sich Bangsow auf den Ball, die Situation schien geklärt. Doch ein gegnerischer Spieler zog voll durch und brach den Unterarm des Keepers. „Das war eine sehr bittere Situation für mich. Ich durfte zuvor bei den Herren mitspielen und mit der U 19 standen wir im DFB-Pokalfinale. Bis zum Viertelfinale war ich gesetzt und konnte danach nur noch zuschauen“, erinnert sich der Schlussmann an die Situation mit der Verletzung. „Ich wollte im Endspiel trotz des Bruchs unbedingt spielen, aber es hat nicht gereicht. Einerseits war es für mich schade, im Finale nicht auf dem Platz gestanden zu haben. Andererseits war ich trotzdem stolz auf den Titel, weil ich bis zum Viertelfinale einen hohen Anteil am Pokalgewinn hatte“, erklärt der Schlussmann seine damalige Gefühlssituation. Zur nächsten Regionalligasaison war Bangsow dann wieder gesetzt und stand bei 28 von 34 Spielen auf dem Feld.

In der Spielzeit 2018/2019 musste die Reservemannschaft der Eintracht zwangsweise den Gang in die Oberliga Niederachsen antreten. Denn die Profimannschaft stieg aus der 2. Bundesliga in die 3. Liga ab. Für den Torhüter war dies allerdings kein Karriereeinbruch. Denn in der gleichen Saison erhielt er einen Profivertrag. Doch auf seinen ersten Drittliga-Einsatz musste der aufstrebende Keeper zunächst warten. In der nachfolgenden Saison war es so weit. Am 11. November 2019 reiste der BTSV zu einem wichtigen Auswärtsspiel nach Münster. Bangsow saß als zweiter Torwart mit im Bus. Beim Warmmachen verletzte sich Jasmin Fejzic, der für die Startelf vorgesehen war. So durfte der junge Keeper die Torwarthandschuhe anziehen. „Ich hatte so nur wenig Zeit, um mich auf das Spiel vorzubereiten. In dem Moment, als ich realisiert habe, dass ich spiele, habe ich mich natürlich sehr gefreut. Es war ein wichtiges Spiel für uns. Das merkte man auch den Zuschauern an. Die mitgereisten Fans haben mit Pyrotechnik für eine Spielunterbrechung gesorgt. Das war ein sehr besonderer Tag“, erzählt der Debütant. Dank seiner Paraden holten die Niedersachsen letztlich einen Punkt.

Auch sein damaliger Trainer, Christian Flüthmann, war überzeugt und ließ ihn in einem anschließenden Testspiel 45 Minuten lang ran. Doch nach der Beurlaubung des Coaches, kam Bangsow nicht mehr zum Zug. Eine schwierige Situation, wie er heute erzählt: „Das ist natürlich bitter und in gewisser Weise schwer zu ertragen, immer Vollgas zu geben und immer wieder Pech zu haben. Das war nicht ideal, aber als junger Spieler muss man geduldig bleiben. Rückschläge gehören dazu. Das muss man akzeptieren und locker bleiben.“

Bangsow suchte dann nach fünf Jahren in Braunschweig einen Tapetenwechsel. „Ich hatte verschiedene Möglichkeiten für eine Leihe und habe mich dann für Viktoria Köln entschieden. Ich habe gesehen, was hier entsteht und welche Mannschaft zusammengestellt wurde“, erklärt der 23-Jährige sein Engagement in Köln. Bei seinem Wechsel wiederholte sich etwas, das er schon aus Braunschweig kannte: Bangsow kam erst zum Ende der Saisonvorbereitung. Als Stammtorwart verpflichtete der Klub von der Schäl Sick zuvor bereits Sebastian Mielitz, hinter dem sich Bangsow einreihen musste. Doch auf seinen ersten Drittliga-Einsatz für die Viktoria musste der gebürtige Berliner nicht lange warten.

Am 10. Spieltag, bei der Partie gegen den 1. FC Saarbrücken, sah Mielitz kurz vor Halbzeitpfiff die Rote Karte. Bangsow kam als Ersatztorwart für Albert Bunjaku in die Partie. „Das war wieder sehr plötzlich. Diesmal hatte ich gar keine Zeit, mich vorzubereiten und kam kalt in die Partie. Für mich war das aber kein großes Problem, ich habe mich einfach gefreut, zu spielen“, erzählt der Keeper. In einer insgesamt enttäuschenden Partie sahen die Höhenberger gegen den damaligen Tabellenführer kein Land und verloren mit 0:2. Vom Kicker wurde Bangsow zum zweitbesten Kölner gekürt. „Meine Leistung war ordentlich. Als Torwart will man natürlich immer zu Null spielen. Dass das nicht geklappt hat, ärgerte mich dann schon“, sagt der Schlussmann über das Spiel.

Seitdem konnte sich Bangsow vor allem in Testspielen beweisen. Gegen die Reserven von Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln sowie den Zweitliga-Kickern vom VfL Osnabrück wusste der Torhüter zu überzeugen. Am 5. Mai kam der 23-Jährige dann beim Auswärtsspiel der Kölner in Lotte beim KFC Uerdingen in der Startformation zum Zug.

Wie die Zukunft für ihn aussieht, ist noch ungewiss. Doch in der Domstadt fühlt sich der junge Fußballer sehr wohl: „Köln ist eine schöne Stadt, hier kann man gut leben. Auch im Verein fühle ich mich gut aufgehoben.“

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