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Mike Wunderlich im Porträt: „Solange ich Spaß habe, spiele ich“

Hallo 3. Liga! Mike Wunderlich schoss das entscheidende Tor zum Aufstieg am letzten Spieltag der Saison 2018/19 (Foto: Peter Ciper/Viktoria Köln)

15.04.2021

In unregelmäßigen Abständen stellen wir die Spieler von Viktoria Köln genauer vor. Heute: Mike Wunderlich.

Um kurz vor halb vier am 18. Mai 2019 tritt Mike Wunderlich an. Im Laufe seiner Karriere hat der Kapitän der Viktoria unzählige Schüsse auf das Tor abgegeben, aber keiner war je so wichtig wie dieser Elfmeter. Die ausgelassene Stimmung auf den Rängen weicht gespenstischer Stille. Einen Moment später ist der Torwart verladen, der Ball im Netz und die Mannschaft so gut wie in die 3. Liga. Doch um die Geschichte vom Aufstieg der Viktoria und ihrem Führungsspieler zu erzählen, muss man Jahre früher beginnen.

27 Jahre, um genau zu sein. Im Alter von sechs Jahren fing der Sohn des ehemaligen Viktoria-Spielers und heutigen Sportvorstands Franz Wunderlich mit dem Kicken beim Klub von der Schäl Sick an, der damals noch SCB Preußen Köln hieß. „Ich war von Geburt an auf Fußballplätzen unterwegs“, erinnert sich der heute 35-Jährige zurück. Von den Bundesliga-Einsätzen seines Vaters beim 1. FC Köln ließ sich Wunderlich nicht unter Druck setzen, im Gegenteil. „Mein Vater hat mich mit seiner Erfahrung stets unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin“, so der Offensivspieler.

Bayer Leverkusen wurde bald auf den Nachwuchskicker aufmerksam. In der Jugendabteilung der Werkself spielte er zunächst im Sturm, bis Daniel Zillken (Anm. d. Red. heutiger Co-Trainer von Viktoria Köln) ihn zum offensiven Mittelfeldspieler umfunktionierte. Doch in der U 17 wurde ihm kein Stammplatz angeboten und nach Absprache mit seinem Vater ging es für den 17-Jährigen zurück zur Viktoria, die wie Bayer in der B-Junioren Bundesliga West kickte. „Wir waren in der Liga chancenlos, Woche für Woche“, sagt Wunderlich über seine letzten Jahre im Jugendfußball bei der Viktoria, „aber wenn der Abstieg früh feststeht, dann probiert man alles, um sich durch Tore in Szene zu setzen.“ Und so traf der Spielmacher in 24 A-Jugendspielen zehnmal, was zwar am Abstieg nichts änderte, aber Interesse vieler Klubs am ehrgeizigen 18-Jährigen weckte. Und so wechselte er für seine letzte Saison im Jugendfußball zum 1. FC Köln.

Die erste Station im Seniorenbereich war für Wunderlich die zweite Mannschaft der Geißböcke in der Regionalliga Nord. „Das war eine riesige Umstellung“, weiß der Mittelfeldmotor noch, „in der Jugend kamen eine Handvoll Fans zum Spiel und plötzlich warteten 17.000 Zuschauer am Millerntor.“ Kölns Reserve stieg in der ersten Saison mit ihm ab, aber die Offensivkraft Wunderlich mauserte sich schnell in der viertklassigen Oberliga Nordrhein zu einem Stammspieler. Dann kam es zur Gründung der 3. Liga, womit der 1. FC Köln II in der viertklassigen Regionalliga West dabei war. Hier ging es für Wunderlich zum Ligakonkurrenten Rot-Weiss Essen. Mit Offensivkollege Sascha Mölders machte er in der Folge die Liga unsicher und nachdem der Zweitligist FSV Frankfurt Mölders zu sich geholt hatte, dauerte es nicht lange und auch Mike Wunderlich erhielt ein Angebot für die 2. Bundesliga. „Frankfurts Trainer kam zu zwei Spielen und ich habe in beiden getroffen“, sagt Viktorias Kapitän dazu trocken.

„Von da an ging alles sehr schnell“, erinnert sich Wunderlich. FSV-Coach Hans-Jürgen Boysen setzte auf den 1,84 Meter großen Offensivspieler und der hatte „nichts zu verlieren“. Keine zehn Monate nachdem Wunderlich gegen Schalkes Reserve in der Regionalliga gekickt hatte, spielte er nun gegen die erste Mannschaft aus Gelsenkirchen in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Und auch in der 2. Liga lief die Hinrunde ausgezeichnet für den 24-Jährigen, der fünf Tore erzielte und drei vorbereitete. Sein Marktwert verfünffachte sich auf eine Million Euro. Wunderlich resümiert: „Es klappte einfach alles bei mir zu dieser Zeit. Das ist eine schöne Erinnerung.“ Doch leider litt der Spieler an einem Burnout-Syndrom und fiel in der Folge in ein Loch: „Mein Ehrgeiz brachte mich schnell nach oben, aber genauso schnell wieder nach unten. Und plötzlich war ich komplett leer.“

So kehrte Wunderlich, der Angebote aus der Bundesliga hatte, zu seinem Höhenberger Heimatverein zurück. Dieser war mittlerweile als FC Viktoria Köln 1904 neugegründet worden und konnte einen Führungsspieler gut gebrauchen, um sich aus der fünftklassigen NRW-Liga in den Profisport zu schießen. Doch auch für Wunderlich war es die richtige Entscheidung. „Ich war wieder zu Hause – umgeben von Freunden und einer Mannschaft, die mir den Spaß am Fußball zurückgegeben hat. Auch mein Vater und Franz-Josef Wernze haben dafür gesorgt, dass es mir besser ging. Dementsprechend habe ich in den Jahren seitdem alle Wechselangebote geblockt. Aus Dankbarkeit“, sagt der Rekordspieler der Viktoria, der mittlerweile seit zehn Spielzeiten die Schuhe für das rote V schnürt.

In der NRW-Liga wurde „durchmarschiert“, wie es Wunderlich formuliert. 32 Tore erzielte der Offensivspieler in 34 Spielen. Doch was als Märchen in der fünften Liga begann, wurde zur Odyssee in der Regionalliga West: Sieben Anläufe brauchte die Viktoria, bis der Aufstieg in die 3. Liga glückte. „Das war hart“, erklärt der Rekordspieler des Klubs von der Schäl Sick, „man versucht es jahrelang, wird Meister, muss Relegation spielen und scheitert dann an der Auswärtstorregel.“ Wunderlich spricht dabei von den zwei Spielen gegen den FC Carl Zeiss Jena, als er im Hinspiel in der letzten Spielminute mit Rot vom Platz flog. „Das war der größte Fehler meiner Karriere“, sagt er über die Beleidigung seines Gegenspielers, wodurch er im Rückspiel fehlte.

Im Jahr darauf musste man sich als Tabellenzweiter dem KFC Uerdingen geschlagen geben. Doch in der Saison 2018/2019 war es endlich so weit: Am letzten Spieltag führte die Viktoria die Liga mit zwei Punkten an und hatte den Aufstieg selbst in der Hand. Als es in der 66. Minute Elfmeter für die Höhenberger Jungs gab, war klar, wer antreten würde. Und Wunderlich verwandelte den Strafstoß. „Nach dem Abpfiff ist so viel von mir abgefallen“, erinnert sich der Kapitän der Viktoria, der sich seitdem mit seiner Mannschaft in der 3. Liga etabliert hat.

Wohl fühlt sich der Führungsspieler bei seinem Heimatverein nach wie vor. „Zu 99,9 % höre ich hier als Spieler auf, nur ist noch nicht klar, wann das ist. Vertraglich habe ich noch ein Jahr, aber solange es mir noch Spaß macht, werde ich auf dem Feld stehen“, sagt der 35-Jährige, dessen Formkurve sich kontinuierlich weigert, abzuflachen. Ob der zweifache Regionalligameister und vierfache Mittelrheinpokalsieger noch Träume hat? Da muss der Kapitän grinsen: „Eine entspannte Saison komplett ohne Abstiegssorgen würde ich mir mit der Viktoria wünschen.“

Viktoria – Das V steht für Vussball!

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