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Simon Handle im Porträt: „Der Mannschaft zu helfen ist mein Job“

Simon Handle könnte diese Hinrunde noch sein 100. Spiel für die Viktoria bestreiten (Foto: Peter Ciper/Viktoria Köln)

04.12.2020

In unregelmäßigen Abständen stellen wir die Spieler von Viktoria Köln vor. Heute: Simon Handle.

In Simon Handles Familie gehörte der Fußball schon immer mit dazu. „Meine drei Geschwister und ich haben alle im Verein gespielt“, erinnert sich der 27-Jährige an seine Kindheit in Bayern zurück. Handles erster Klub war der FC Kirchweidach, bei dem der Jugendspieler die Position des Mittelstürmers bezog. Mit zwölf Jahren kam er zum SV Wacker Burghausen, der große Verein in der Region. „Das war ein guter Schritt. Ich war schon immer ehrgeizig und konnte mich dort mit den Besten in der Region messen“, so Handle. Während die Weiß-Schwarzen in der 2. Bundesliga kickten, stand er als Balljunge neben dem Rasen und träumte davon, sein Können auch einmal in der zweithöchsten Spielklasse Deutschlands unter Beweis zu stellen.

Doch zuerst ging es für den trickreichen Offensivspieler nach Österreich. Ein Trainer von Burghausen, der zu Red Bull Salzburg gewechselt war, empfahl den Nachwuchsspieler seinem neuen Arbeitgeber. Und als dieser nach einem Probetraining Handle anbot, seine Schule im Vereinsinternat abzuschließen, zögerte der Fußballer nicht lange: „Ich war auf einem anspruchsvollen Gymnasium, was schwer mit den Trainingszeiten zu vereinbaren war. Deshalb wollte ich unbedingt auf ein Sportinternat.“ Das Konzept von Schule und Fußball bei RB Salzburg gefiel dem damals 15-Jährigen, die Stimmung war gut und die Entfernung zu seiner Familie war kein Problem für den eigenständigen Jugendspieler.

Nachdem Handle als Außenstürmer die Junioren-Stationen innerhalb des Vereins im Eiltempo durchlaufen hatte, kam er mit bereits 17 Jahren zu den Red Bull Salzburg Juniors, der U 23 Mannschaft des amtierenden Meisters in Österreich. Dort kickte er in der 3. Liga an der Seite von Mannschaftskollegen wie Martin Hinteregger, gecoacht wurde er vom späteren Meistertrainer Nico Kovac. „Da in meiner Heimat Bayern München das Maß aller Dinge ist, war es verrückt, dass mein Trainer jemand war, dem ich früher zugejubelt hatte“, sagt Handle über seine Zeit bei den Juniors, „und bereits so früh Erfahrungen im Seniorenbereich gesammelt zu haben, ist auch viel wert.“

Als nach zwei Spielzeiten der Vertrag des 19-Jährigen auslief, kamen einige Angebote für Handle, der sich für den österreichischen Zweitligisten SV Grödig entschied. Mit dem Verein aus einem Vorort Salzburgs stieg er gleich in seiner ersten Saison in die österreichische Bundesliga auf, was nach einer Hinrunde mit neun Punkten Rückstand auf den Tabellenführer undenkbar schien. „Am Ende der Saison hatten wir zehn Punkte Vorsprung auf den Zweiten“, sagt Handle heute lächelnd darüber, der den Erfolg auf den Plan von Coach Adi Hütter (Anm. d. Red. zurzeit Trainer von Eintracht Frankfurt) zurückführt. Und der Siegeszug riss auch in der höchsten Spielklasse Österreichs nicht ab: In der ersten Saison wurde Handles Team Dritter und qualifizierte sich für den europäischen Wettbewerb. „Wir haben gegen Mannschaften aus Moldawien oder Serbien gespielt“, erinnert er sich, „das waren schöne Erlebnisse.“

Doch in der österreichischen Bundesliga wurde der Offensivmann weniger eingesetzt, auch musste er häufiger die Abwehrarbeit übernehmen. Deshalb entschied sich Handle, die Herausforderung anzunehmen und mit dem Absteiger FC Erzgebirge Aue einen direkten Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga zu wagen. „Aue veranstaltete ein Spieler-Casting, denn durch den Abstieg waren nur wenige Fußballer dem Verein treu geblieben. Die neue Truppe bestand so nur aus Spielern, von denen jeder wirklich wollte“, erinnert sich Handle. Sein Trainer war damals wie heute Pavel Dotchev, der Simon Handle aufgrund seiner für sein Alter enormen Erfahrung im Seniorenfußball verpflichtete. Und Dotchev führte das Team zum souveränen Aufstieg in das Unterhaus.

So erfüllte sich an einem Freitagabend im August 2016 Handles Kindheitstraum, als er in der letzten Spielminute beim 2:0-Erfolg gegen den SV Sandhausen zu seinem ersten Einsatz in der 2. Bundesliga kam. Zwei weitere folgten, doch bald darauf stand Handle nur noch selten im Kader der Veilchen, die von Saisonbeginn an gegen den Abstieg zu kämpfen hatten. Da er nicht erneut auf der Tribüne sitzen wollte, wie es bereits beim SV Grödig der Fall gewesen war, entschied sich der Fußballspieler nach der Hälfte der Saison zu einer Leihe zum SV 07 Elversberg in die Regionalliga Südwest. „Das war keine einfache Situation“, weiß Handle über seinen Einstieg bei dem Aufstiegsaspiranten zu sagen, „man kommt ohne Spielpraxis zu dem eingespielten Tabellenführer und löst einen Konkurrenzkampf aus.“

Doch Handle fügte sich schnell ein und gewann die Meisterschaft mit Elversberg – scheiterte aber in der Relegation an der SpVgg Unterhaching. „Für den Verein finde ich es schade“, sagt Handle, „wäre ich in besserer Form gewesen, wer weiß, vielleicht hätten wir Unterhaching geschlagen.“

Als die Leihe zu Ende war und Aue weiterhin nicht mit Handle plante, entschied sich der Offensivspieler für Viktoria Köln. „So ein Wechsel muss gut überlegt sein“, sagt er heute darüber, „in die vierte Liga zu wechseln, kann deiner Karriere einen Knick geben. Aber nachdem ich mir ein Bild über die Viktoria gemacht hatte und ihre Ziele mit meinen übereingestimmt haben, war ich zu einhundert Prozent überzeugt.“ In seiner ersten Saison für den Verein von der Schäl Sick wurde der Landespokal Mittelrhein gewonnen, in der zweiten stieg man auf in die 3. Liga. In der dritten Spielzeit erzielte Handle sein Lieblingstor für die Viktoria, auch wenn es am Schluss nichts an der Niederlage gegen den TSV 1860 München änderte. „Ich musste den Ball eigentlich nur noch ins leere Tor schießen“, so Handle heute, „aber da meine ganze Familie im Stadion an der Grünwalder Straße war und ich dort früher mit meinem Opa auf der Tribüne stand, war dies ein ganz besonderes Tor für mich.“

In seiner vierten Saison für die Viktoria zeichnet sich Handle durch seine Polyvalenz aus. Der eigentliche Flügelflitzer spielte fast jede Partie in der Außenverteidigung. „Der Mannschaft zu helfen ist mein Job“, sagt der 1,70 Meter große Allrounder dazu. „Klar bin ich eigentlich eher offensiv, aber die Mannschaft steht vor jedem Spieler.“ Und nach 97 Spielen für den Klub aus Höhenberg fühlt er sich wohl in Köln: „Ich werde wertgeschätzt und kann hier meine Leistung abrufen.“ Und Träume hat der Fußballspieler auch weiterhin: „Ich will mich gern erneut in der 2. Bundesliga beweisen“, sagt Handle und fügt gut gelaunt hinzu, „warum nicht irgendwann mit der Viktoria?“

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