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Kyere im Porträt: „Nicht träumen. Hart arbeiten.“

Foto: Julia Schulz/Viktoria Köln

14.10.2020

In unregelmäßigen Abständen stellen wir die Spieler von Viktoria Köln vor. Heute: Bernard Kyere.

Selten ist ein Spieler so unterschiedlich auf dem Spielfeld und abseits des Rasens wie Bernard Kyere. Während er auf dem Feld seine ganzen 1,90 Meter in den Weg des Gegners stellt und die Diskussion mit dem Schiedsrichter nicht scheut, ist er am Telefon bescheiden, fröhlich und ruhig. Doch wie kommt ein in Baden aufgewachsener Stürmer in die Abwehr der Viktoria? Ein Einblick in den Kopf eines Spielers, der stets positiv denkt.

Bernard Kyere wurde in Accra, der Hauptstadt Ghanas, geboren. Er begrüßt seine Mitmenschen allerdings mit einem ‚Servus!‘, welches einen direkt an Maultaschen und Häusle bauen denken lässt. „Wenn du mich fragst, bin ich ein Freiburger“, sagt der Innenverteidiger auf seine Herkunft angesprochen. Mit fünf Jahren kam er mit seiner Mutter nach Baden-Württemberg, sein Vater war schon zuvor nach Deutschland gezogen. In Freiburg startete der damals noch schlaksige Kyere seine Fußballer-Karriere als Stürmer, um genau zu sein bei SV Blau-Weiß Wiehre Freiburg. Nun gibt es häufig einen Verwandten oder Trainer, der einen Jugendlichen davon überzeugt, am Ball zu bleiben und den Weg Richtung Profi-Fußball einzuschlagen. Doch bei Kyere war es anders: Er wollte sich mit Besseren messen.

„Wenn man in Freiburg höher spielen möchte, so gibt es nur den Sport-Club“, sagt er auf seine damalige Entscheidung zurückblickend, „und dieser Sprung wäre zu groß gewesen. Doch der FV Offenburg spielte mit der U 17 in der Verbandsliga und da konnte ich Anschluss finden.“ Dass er für ein halbes Jahr nach der Schule mit dem Fahrrad und der Bahn 60 Kilometer zum Training fahren und abends noch die Hausaufgaben machen musste, lässt er klingen, als wäre es ein schöner Urlaub gewesen. Bei Offenburg sah der Trainer sein Potenzial, machte den Angreifer zum Verteidiger und bewies damit ein glückliches Händchen, denn bereits kurze Zeit später spielte Kyere als Innenverteidiger in der Badischen Auswahl.

Und die großen Sportklubs der Region wurden auf ihn aufmerksam: Der Karlsruher SC, der SC Freiburg, die TSG Hoffenheim und der 1. FC Kaiserslautern luden ihn in ihre Sportinternate ein, letztendlich entschied er sich für die „Roten Teufel“ aus Kaiserslautern. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell passiert“, sagt der heute 26-Jährige. Er blickt zurück: „Es war Winter, kalt und dunkel, die Jugendmannschaft kannte sich schon ein halbes Jahr.“ Kyere fand den Anschluss nicht direkt. Viele der anderen Jungs waren von sich überzeugt und träumten vom Profi-Fußball. Der damals 16-Jährige war zurückhaltender, wollte abwarten und sehen, wie sich alles entwickelt, anstatt anzugeben. Und da es bei ihm nur den Weg nach vorne gibt, blieb er in der unbekannten Stadt weit weg von seiner Familie und ließ es darauf ankommen.

Keine anderthalb Jahre nachdem er die Entscheidung getroffen hatte, ins Sportinternat zu ziehen, stand der Innenverteidiger mit der U 19 Kaiserslauterns im Pokalfinale der Junioren. Im Anschluss sah die gesamte Mannschaft das DFB-Pokalfinale der Herren im Berliner Olympiastadtion. „VfB Stuttgart gegen Bayern München“, erinnert sich Kyere. Das ausverkaufte Stadion, die Stimmung, der hochklassige Fußball – Bernard Kyere fiel auf, dass er all das auch wollte. Nach Absolvierung der Jugendmannschaften stattete ihn Kaiserslautern mit einem Zwei-Jahres-Vertrag in der U 23 aus. Für den weiterhin schmächtigen Innenverteidiger war es nicht leicht, im Herrenfußball seinen Platz zu finden. Deshalb trainierte er viel abseits des Trainings, um im intensiveren Spiel bestehen zu können. Doch anstatt sich in seiner Mannschaft durchzusetzen, lernte der junge Fußballer eine andere Begleiterscheinung des Profi-Sports kennen: Verletzungen. Die Krankenakte war lang. „So etwas ist unfassbar schwierig für den Kopf. Man sitzt nur zu Hause und fühlt sich nutzlos.“ Und natürlich gab es in dieser Zeit Zweifel, ob der Weg der Richtige war. Aber Bernard Kyere resümiert: „Fußball macht mir immer noch Spaß. Deswegen kämpfe ich mich immer wieder ran.“

Und sein Werdegang gibt ihm recht: Nach Kaiserslautern verpflichtete ihn der damalige Drittligist Fortuna Köln, für den Klub aus der Südstadt spielte er zwei Saisons fast durch. Letztendlich konnte er den Abstieg des Vereins aber nicht verhindern. Diesen Rückschlag zu verkraften, war schwer. Doch der Abwehrmann wusste auch dies wegzustecken: „Das war eine große Belastung. Doch ich bin ein positiv denkender Mensch. Ich sage mir: Du hast es bis hierhin geschafft, du hast Freunde und Familie, dann darfst du auch nicht in Selbstmitleid versinken.“

Auch nicht, wenn die Verletzungen zurückkehren. Denn seitdem er die Rheinseite wechselte, gab es einige weitere Blessuren zu beklagen: Gleich beim ersten Viktoria-Training blieb er im Rasen hängen und riss sich mehrere Bänder. Weitere Verletzungen ließen ihn im ersten Jahr bei der Viktoria erneut nicht in den Tritt kommen, doch sein Netzwerk fing ihn auf: „Ich mag dieses familiäre Umfeld innerhalb des Vereins, wenn man weiß, für wen oder für was man spielt“, so Kyere, „auch mit meinem Mitspieler Moritz Fritz in einer WG zu leben, hat mich bei Laune gehalten. Auch wenn seine Nudeln Aioli nur ihm schmecken.“

Wenn man Bernard Kyere fragt, welchen Traum er sich mit dem Fußball noch erfüllen möchte, beantwortet er die Frage nicht. Klar, er habe einen Anspruch, in der Startelf zu stehen, aber: „Ich rede nicht gerne von Träumen. Man muss hart arbeiten, damit sich der Erfolg einstellt.“ Dann lacht er kurz und sagt: „Wenn du fragst, was ich mir wünsche, dann ist es lange ohne Verletzungen zu bleiben.“ Und wenn das gelingt – da sind sich alle Verantwortlichen bei Viktoria Köln sicher – wird Bernard Kyere der Mannschaft und den Anhängern noch viel Freude bereiten.

Viktoria – das V steht für Vussball!

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