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Michael Seaton im Porträt

Foto: Julia Schulz/Viktoria Köln

26.08.2020

In unregelmäßigen Abständen stellen wir die Spieler von Viktoria Köln vor. Heute: Michael Seaton.

Im November 2019 wurden die Vertragsdetails ausgehandelt, seit Januar ist der Jamaikaner spielberechtigt. „Ich muss mich noch an den deutschen Lebensstil gewöhnen. Ich habe auch noch nicht so viel vom Land gesehen. Köln gefällt mir aber sehr gut, ich mag den Dom und den Rhein. Die Einkaufsmöglichkeiten in der Innenstadt schätze ich sehr. Was besonders toll ist, ist die kulturelle Vielfalt in der Stadt. Viele Menschen sprechen Englisch, da fällt mir die Eingewöhnung leichter“, zieht Seaton ein positives Zwischenfazit. Auch die kurzen Wege kommen ihm zugute: „Ich lebe in Bergisch Gladbach. Da habe ich es zum Glück nicht so weit bis zum Trainingsgelände“, erzählt der 24-Jährige.

Für ihn gibt es trotzdem noch viel zu lernen. Die Kommandos und Laufwege müssen schließlich sitzen. „Die größte Herausforderung für mich ist die Abstimmung mit meinen Mitspielern auf dem Platz. Ich lerne Deutsch, YouTube-Videos helfen mir sehr dabei. Zurzeit suche ich aber noch nach einem Lehrer, der sich mit meinen Trainingszeiten vereinbaren lässt. Immerhin kenne ich schon das kölsche Wort für Guten Morgen: "Morje", lacht Seaton.

Schwierigkeiten sich an das Klima anzupassen, gab es keine. „Als ich nach Deutschland gekommen bin, war es kalt. Das war aber kein Problem für mich. Vorher habe ich an der Ostküste der USA, in Maryland gelebt. Dort sind die Witterungsbedingungen ähnlich“, berichtet Seaton. In Washington D.C. ist er aufgewachsen, die Karibikinsel Jamaika ist sein Geburtsort. „Fußball ist dort der Nationalsport. Man spielt auf den Straßen – ohne Schuhe. Wer kein Fußball spielt, kennt sich eben damit aus und spricht darüber.“

Seaton hat noch einige Verwandte auf Jamaika, seine Mutter lebt in den USA. „Ich vermisse sie alle jeden Tag“, gibt der Stürmer zu. Dennoch, in Deutschland Fußball zu spielen, war immer ein Traum für ihn. „Ohne die Unterstützung meiner Familie würde ich heute nicht in Europa spielen können. Vor allem meiner Mutter bin ich meinen Erfolg schuldig. Sie hat so viel für mich geopfert, hat mich immer zum Training gefahren, mir beim Spielen zugesehen. Auch bei Regen und Kälte“, erinnert sich Seaton. Die Entfernung zu seinen Liebsten ist groß, auch seine Freundin lebt am anderen Ende der Welt – in Kalifornien. „Ich bin überzeugt davon, dass wir unsere Beziehung umso mehr schätzen werden, wenn wir uns wiedersehen“, bleibt Seaton positiv.

Neben dem Fußball ist die Musik für ihn ein Anker. Momentan startet er unter dem Pseudonym Seatś als Rapper durch. „Ich hatte Angebote von zwei Plattenlabeln, die mich unter Vertrag nehmen wollten. Es ist lustig, dass diese mich nicht als Fußballspieler kennen oder wahrnehmen. Sie sehen mich auf Instagram und die meisten meiner Beiträge, wo es sich eher um meine Musik dreht. Fußball ist dort nebensächlich.“

Mittlerweile hat der Viktoria-Akteur schon einige Fans gewinnen können. „Viele Menschen dachten zunächst, ich würde nur aus Spaß und ohne Ambitionen rappen – diese haben jetzt erkannt, dass ich gar nicht so schlecht darin bin. Musik ist gut für mich, sie lenkt mich auch mal vom Fußball ab, da ich auch nicht den ganzen Tag daran denken kann – und möchte“, gibt Seaton Einblick in seine große Leidenschaft.

Der Rechtsfuß lebt seine Träume, möchte Inspirationsquelle sein. „Mein Ziel ist es, sowohl mit Fußball als auch Musik erfolgreich zu sein. Ich denke, wenn man Talent hat, worin auch immer, sollte man es verfolgen. Natürlich ist es möglich, dass sich zwei Bereiche zu sehr überschneiden und man sich für eins entscheiden muss. Bei mir ist das aber nicht der Fall, also verfolge ich beides. Man lebt eben nur einmal! Nach meiner Fußballkarriere will ich auf keinen Fall bereuen, mich nicht als Musiker ausprobiert zu haben.“

Seaton ist ein Typ der Marke selbstbewusst, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Er probiert sich aus, Fehler sieht er als Chance. Denn nicht auf allen seinen Vereinsstationen war er glücklich, gespielt hat der Jamaikaner auch schon in Schweden und Israel. „Als ich noch jung war, habe ich viel Verantwortung an andere weitergegeben. Diese Personen haben dann Entscheidungen getroffen, die gut für sie waren, aber nicht für mich. Damals wusste ich es nicht besser. Ständig den Klub zu wechseln, ist eigentlich nicht meine Art. In Israel bin ich durch eine schwierige Zeit gegangen, teilweise habe ich dort den Spaß am Fußball verloren. Ich hatte einfach das Gefühl, meine Karriere geht nicht voran.“ Aufgeben war für den flinken Angreifer aber keine Option – die richtige Entscheidung. „Später landete ich in der zweiten amerikanischen Liga, dort schoss ich dann 30 Tore in zwei Spielzeiten“, erinnert sich Seaton.

Der Angreifer orientiert sich an Spielern von Weltklasseformat. „Meine sportlichen Vorbilder sind Didier Drogba, Diego Costa und Romelu Lukaku. Vom Spielertyp her ticke ich ähnlich. Mein Durchsetzungsvermögen und das harte Arbeiten auf dem Platz zeichnen mich aus, ich würde mich schon als kompletten Stürmer betrachten. Wenn ich verteidigen muss, verteidige ich auch, man kann schließlich nicht in jedem Spiel treffen“, ist sich Seaton auch für Defensivaufgaben nicht zu schade.

Auch sieht er Parallelen zwischen der zweiten Profiliga in den USA und der 3. Liga in Deutschland. „In beiden Spielklassen ist körperliche Robustheit gefragt, die 3. Liga in Deutschland ist aber technisch stärker.“ Mit seiner ersten Saison in Köln ist Michael Seaton zufrieden. In neun Einsätzen gelangen ihm zwei Tore und zwei Vorlagen. Gegen Preußen Münster im März verletzte er sich schwer, kam bedingt durch die Corona-Pause im Saisonendspurt nochmal zum Einsatz. Dort traf er im letzten Heimspiel gegen die Würzburger Kickers.

Für die neue Saison formuliert Seaton: „Mein Ziel ist es, mich mit Viktoria Köln tabellarisch zu verbessern. Dass wir nicht noch einmal so einbrechen wie zwischenzeitlich in der letzten Spielzeit. Es ist nebensächlich, ob ich erst auf der Bank sitze oder von Beginn an ran darf. Wenn ich spiele, gebe ich 150 Prozent“. Auch die Neuzugänge bewertet er positiv: „Die Transfers fördern einen gesunden Konkurrenzkampf, das ist nicht für jeden etwas, aber ich liebe es. Meiner Meinung nach, hilft das dem gesamten Team!“

Für die Zukunft hat Michael Seaton ambitionierte Pläne: „Mein Traum ist es, in der Bundesliga zu spielen. Ich möchte meine Mutter stolz machen, das ist das Einzige, was für mich zählt!“ In der Vergangenheit hat er sogar mal für die Nationalmannschaft Jamaikas gespielt. Sein Fokus liegt jedoch auf der Klub-Karriere, wobei er gesteht: „Wenn ich zur Nationalmannschaft eingeladen werde, freue ich mich natürlich. Aber auch wenn sie mich nicht anrufen, werde ich am Ende des Tages nicht traurig sein. Natürlich träume ich davon, mit meinem Geburtsland mal bei einer WM vertreten zu sein. Das wäre schon fantastisch.“

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