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Youssef Amyn im Porträt: „Ein Gefühl, das süchtig macht“

Youssef Amyn wechselte 2020 zu Viktoria Köln (Foto: Jakob Settgast/Viktoria Köln)

04.02.2022

Jüngster Torschütze der Viktoria, U-Nationalspieler, Vereinsspieler des Jahres 2021. Während andere 18-Jährige abheben könnten, lässt sich Youssef Amyn nicht aus der Ruhe bringen. Ein Blick auf seine noch junge, aber bereits steinige Karriere verrät, was ihn so auszeichnet: Sein unbedingter Wille, immer weiter zu machen.

Soweit Youssef Amyn zurückdenken kann, war da stets der Vussball. „Meine Mutter hat immer gesagt, dass ich schon Bälle gekickt habe, bevor ich richtig laufen konnte“, erinnert sich der Offensivspieler. Geboren in Essen, wuchs Youssef in Bochum auf. Seine Eltern zogen vor über zwanzig Jahren aus dem Irak nach Deutschland, seine Schwester, sein kleiner Bruder Arian (spielt nun in der U 16 der Viktoria) und er sind im Pott geboren. Mit vier Jahren begann Youssef seine Laufbahn beim TuS Querenburg. Doch bei dem kleinen Klub blieb sein Können nicht lange unbemerkt. Bereits in der U 9 wechselte der Nachwuchsvussballer zum großen Verein der Stadt: dem VfL Bochum.

Dort begann ein rasanter Aufstieg. Nach drei Spielzeiten für den VfL flogen Youssef einige Wechselangebote ins Haus, manche kamen sogar aus dem Ausland. Letztendlich entschied sich der Elfjährige für den BVB. „Die hatten einen Fahrdienst“, weiß Amyn noch, „dann mussten meine Eltern mich nicht fahren.“ Bei den Schwarz-Gelben avancierte Amyn schnell zum Leistungsträger. Bis zum Ende der U 14 lief es hervorragend.

Doch in der U 15 riss die Glückssträhne. Der neue Trainer befand Youssef (heute 1,75m) für zu klein. Zudem litt der Nachwuchsspieler an Morbus Osgood-Schlatter, einer schmerzhaften Entzündung, die während der Wachstumsphase auftritt. „Ich hatte es im Knie, und es warf mich immer wieder zurück“, berichtet der Offensivspieler, der dadurch in mehreren Spielzeiten häufiger ausfiel. Und wenn er sich wieder im Training herankämpfte, gab es im Meisterschaftsrennen kaum eine Möglichkeit, ihn einzusetzen: „Das Schlimmste war, nach Hause gehen zu müssen und meinem Vater zu erzählen, dass ich es schon wieder nicht in den Kader geschafft habe.“ Doch Amyn gab nicht auf, sondern arbeitete unentwegt weiter: Während seine Mitspieler zu Pflichtspielen reisten, absolvierte er privat Trainingseinheiten mit einem Athletikcoach.

Als sich seine Zeit beim BVB dem Ende zuneigte, blickte Youssef auf eine ernüchternde Bilanz. „Vom Anfang der U 15 bis zum Ende der U 17 stand ich vielleicht bei zehn Pflichtspielen auf dem Platz“, schätzt er. Doch einen Groll hegt er gegen seinen alten Verein nicht. Stattdessen bewarb er sich bei verschiedenen Klubs, so auch bei der Viktoria in Köln. Zwar lag Höhenberg anderthalb Stunden von seinem Elternhaus entfernt, und sein Vater musste ihn nun fahren, doch wie immer konnte sich der Vussballer auf seine Vamilie verlassen.

Und dann ging alles ganz schnell: Gerade mal drei Tage nach der Vertragsunterschrift kam es in der A-Junioren Bundesliga zur ersten Partie. Youssef wurde eingewechselt und spielte auch in den nächsten zwei Spielen – dann der nächste Rückschlag: Corona unterbrach den Ligabetrieb. Während die Welt um ihn herum von der Pandemie lahmgelegt wurde, trainierte Amyn konzentriert weiter. „In diesen Monaten habe ich in der U 19 große Schritte gemacht“, sagt Youssef, „ich hatte wieder richtig Spaß am Spiel, bekam mehr Selbstvertrauen und unter A-Jugend-Coach Marian Wilhelm.“

Amyn fühlte sich wohl in der Mannschaft aus ‚Straßenkickern‘, wie er seine Mitspieler aus der Jugend mit einem Augenzwinkern nennt. Von seiner Arbeitsmentalität erfuhr auch Viktoria-Coach Olaf Janßen, sodass er zuerst fürs Training und auch schnell für eine Drittligapartie berücksichtigt wurde. Beim Heimspiel gegen den MSV Duisburg hatte er aber nicht nur die Zebras als Gegner, sondern auch das Wetter. „Hagel, Sonnenschein und Wind“, erinnert sich Amyn und lacht über seine ersten 45 Minuten im Profi-Vussball. Zur Halbzeit ging es nicht mehr weiter: „Ich hatte in den neun Monaten zuvor kein einziges Pflichtspiel absolviert, ich war einfach platt!“ Doch nur für den Moment. Kurz darauf zog seine ganze Vamilie nach Köln, für seinen großen Traum. Wächst der Druck dadurch weiter? Youssef schüttelt den Kopf. „Es treibt mich an“, versichert er.

Am 1. Spieltag dieser Saison war Youssef 17 Jahre, elf Monate und vier Tage alt. Viktoria Köln gastierte bei Viktoria Berlin an einem heißen Sonntagnachmittag. Nach einer halben Stunde flankte Kapitän Marcel Risse in den Strafraum, und Amyn drückte den Ball über die Linie. „Ich habe zuerst zum Linienrichter geschaut, ich hatte Angst, es könnte abseits gewesen sein“, erinnert sich der nun 18-Jährige, „doch die Fahne blieb unten. Ich kann das Gefühl, dass mich überkam, nicht beschreiben, aber man wird süchtig danach.“

Durch den Treffer wird Amyn zum jüngsten Torschützen in der Geschichte der Viktoria. Zwei Monate später feiert er auch sein Debüt in der U 19-Nationalmannschaft und erzielt direkt den 1:0-Endstand gegen die Schweiz. Die Fans der Viktoria küren ihn zum Spieler des Jahres 2021 (siehe Seite 27). Aber verändert hat das unser Offensiv-Talent nicht: „Ich habe ein wenig was erreicht, und das macht mich stolz. Doch ich bin noch lange nicht so weit, dass ich sagen könnte: ‚Ich bin fertig.‘“ Dann verabschiedet sich Amyn und geht in Richtung Kraftraum. In einer Stunde ist das nächste Mannschaftsmeeting, und davor will er noch trainieren.

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