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Olaf Janßen im Interview: „Immer! Alle! Zusammen!“

Viktoria-Coach Olaf Janßen ist trotz aller Umstände überzeugt, die gesetzten Ziele zu erreichen (Foto: Viktoria Köln)

12.01.2022

Die Viktoria rüstet sich für den Rückrundenstart. Der 3:2-Sieg im Testspiel bei Bundesligist Borussia Mönchengladbach sollte Mut machen. Doch der Blick auf die Tabelle zeigt, wie hart die verbleibenden 18 Spiele für unsere Höhenberger Jungs werden dürften. Im Interview erklärt Cheftrainer Olaf Janßen, warum er „froh und stolz“ über die bislang erzielten 22 Punkte ist, weshalb er sich aber für eine Neuformierung des Mannschaftsrats entschieden hat und warum er überzeugt ist, die Ziele zu erreichen, trotz aller bekannten Umstände.

Olaf, ein kurzer Blick zurück: Wie lautet dein Fazit nach 20 Spielen?

Olaf Janßen: Wir sind im Sommer mit extremen Belastungen in die Saison gestartet. Mit Timmy Thiele – der die ganze Hinrunde ausgefallen ist und wahrscheinlich auch große Teile der Rückrunde ausfallen wird – mit Lucas Cueto, den wir nicht nach Karlsruhe abgeben wollten, mit Mike Wunderlich und mit Michael Schultz waren uns insgesamt 48 Tore und Torvorbereitungen aus der letzten Saison verloren gegangen. Die aber fest eingeplant waren. Das war und ist natürlich ein Riesenbrett. Mit Mike Wunderlich haben wir nicht nur unseren Kapitän auf, sondern auch neben dem Platz verloren, der mit seiner Art und Weise – ja – unglaubliches geleistet hat, der immer die Fahne in der Hand hatte und vorweg gegangen ist, in jedem Training und in jedem Spiel. Und mit Michael Schultz haben wir eben einen Turm in der Schlacht in der Abwehr verloren. Das war natürlich schwer aufzufangen. Der Transfermarkt im Sommer war für uns extrem schwierig. Wir haben viele Gespräche geführt, aber am Ende des Tages nicht so die Zuschläge bekommen, die wir uns vielleicht von vornerein gewünscht haben. Und mussten dann umschwenken.

Inwiefern?

Insofern, dass wir gesagt haben: Okay, dann setzen wir noch mehr auf junge Spieler, noch mehr auf Spieler, bei denen wir die Qualität und das Potenzial sehen, aber auch wissen, dass die Jungs noch Entwicklungszeit brauchen, bis sie so weit sind, 100 Prozent abzurufen.

Wen würdest Du da nennen?

Ich nehme mal als Beispiel David Philipp, Federico Palacios, Patrick Sontheimer, Florian Heister, Lenn Jastremski oder Luca Marseiler. Die Jungs haben alle Potenzial, von dem wir total überzeugt sind, aber es wird noch eine Menge an Arbeit und Input kosten, damit sie auch wirklich dahin kommen, wie wir uns das vorstellen, und wie es die Jungs auch von sich selber erwarten. Für diesen Weg haben wir uns entschieden, in dem Wissen, dass der steinig und holprig sein kann. Und dann, und das war natürlich brutal, hatten wir am Ende des Tages pro Spiel im Schnitt sieben bis acht Ausfälle. Das ist dann, in der Rückschau, schon echt Hardcore gewesen. Da haben ich und die Mannschaft jetzt einen Strich drunter gezogen, und ich muss sagen, ich bin froh und stolz über diese 22 Punkte, die wir haben. Die waren nicht selbstverständlich. Unterstützt von unseren U 19-Spielern, die zu keinem Zeitpunkt eingeplant waren, aber uns sehr geholfen haben, wie zum Beispiel Youssef Amyn, Seokju Hong, Benjamin Hemcke oder Ilhan Altuntas.

Doch leider sind die erzielte Punktausbeute und der Tabellenplatz auch nicht wirklich beruhigend.

Natürlich, das stimmt. Wohlwissend, dass das eine ganz, ganz, ganz schwierige Rückrunde werden wird, versuchen wir, in dieser Situation im Trainerteam den ganzen Verein, aber auch vor allen Dingen die Spieler mitzunehmen, und sie noch mehr in die Verantwortung für ihr Tun zu nehmen. Wir brauchen wirklich von jedem diese 100 Prozent und „SEINE“ Qualität, um Druck und Drucksituationen gemeinsam zu meistern. Es werden Tiefschläge in den nächsten 18 Spieltagen auf uns warten, aber es wird darum gehen, danach nicht am Boden zu bleiben, sondern am Ende des Tages, am letzten Spieltag einmal mehr aufgestanden zu sein als vier andere Mannschaften in der Liga.

Sind das die Gründe dafür, dass Du drei Spieler neu in den Mannschaftsrat genommen hast?

Genau. Die Neugestaltung des Mannschaftsrates zielt genau darauf ab. Mit Albert Bunjaku hat uns ein Spieler verlassen, der im Mannschaftsrat war. Dann haben wir Timmy Thiele, der dem Mannschaftsrat aufgrund seiner Verletzung gefühlt nie zur Verfügung stehen konnte. Jetzt ist es für ihn wichtig, sich vollkommen auf seine Gesundung zu konzentrieren. Kommt er zurück, wird Timmy der Truppe auf und neben dem Platz das geben, was wir uns alle gewünscht haben. Auch Daniel Buballa macht einen Platz im Mannschaftsrat frei, um sich noch intensiver auf sein Spiel fokussieren zu können. Dass dies für die Mannschaft, aber vor allem für Daniel eine gute Entscheidung war, zeigt seine Trainings- und Spielleistung seit Trainingsstart jetzt im Winter. Überragend! So wird er der Mannschaft in der Rückrunde ganz viel geben und nur darum geht es! Über allem stand bei meinen Überlegungen in der Winterpause die Mannschaft. Denn durch die freigewordenen drei Plätze im Mannschaftsrat gibt es drei Spieler, die noch mehr Verantwortung für das gesamte Team übernehmen müssen. Und das war mein Ziel, das Feuer zu 100 Prozent für unsere Viktoria in der Mannschaft zu entfachen. Dieses Feuer kann und muss bestenfalls innerhalb der Mannschaft brennen. Nur so kann es seine volle Energie entwickeln, und das Team kann Tiefschläge wegstecken, um dann immer wieder aufzustehen!

Ok. Das ist nachvollziehbar, aber wer sind diese drei Spieler, die „mehr“ Verantwortung übernehmen sollen?

Simon Handle, Christopher Greger und Moritz Fritz. Diese Jungs sind nun mit dabei im Mannschaftsrat. Das bedeutet dann auch für sie, noch mehr Verantwortung zu übernehmen. Spieler, die sowieso vorbildliche Profis sind, Top-Einstellung haben, aber die dadurch noch mehr auch Verantwortung für das Ganze übernehmen sollen und müssen. Dass wir einfach noch mehr dieses „WIR sind dafür verantwortlich Gefühl“ entwickeln. Und dann erwarte ich von meinem Mannschaftsrat auch, nicht nur auf sich zu schauen, sondern auch auf jeden Mitspieler. Wer ist in der Spur? Wer daneben? Wen muss ich in den Arm nehmen? Wem in den Hintern treten? Wer hat ein privates Problem? Ja, und auch zum Cheftrainer zu kommen und zu sagen: „Coach, ich glaube, da läuft was falsch…“! Diese Verantwortung will ich sehen in unserem neuen Mannschaftsrat!

Nach nun eineinhalb Trainingswochen – siehst Du sie?

Ich kann sagen: Ab dem ersten Tag der Vorbereitung jetzt im Winter sehe ich, dass sich dieses Feuer innerhalb der Mannschaft beginnt zu entfachen. Denn am Ende des Tages: Wenn der Schiedsrichter das Spiel anpfeift, dann sind die elf Jungs verantwortlich, die da auf dem Platz stehen. Sie müssen den „Dreck“ aus dem Weg räumen! Dann kann ein Trainer noch ein paar Handzeichen geben und ein bisschen rumschreien, das wird aber nicht zum Ziel führen. Es führt nur zum Ziel, wenn dieses Feuer von innen brennt.

Wie wichtig war der 3:2-Sieg im Test bei Borussia Mönchengladbach?

Ich möchte das einerseits nicht zu hoch hängen, es war ein Testspiel – aber gegen eine Top-Mannschaft, über die ersten 65 Minuten. Da haben meine Jungs ein Ausrufezeichen gesetzt. Die Art und Weise, wie wir verteidigt, aber auch Vussball gespielt haben, das gibt mir Hoffnung. Das hat Spaß gemacht, zuzuschauen. Wenn einen dann nach dem Spiel der Gegner mit Komplimenten überhäuft, ist das zumindest ein Zeichen, das wir auf einem guten Weg sind. Trotz aller Umstände unser Spiel so weiter entwickelt zu haben, ist einfach klasse. Damit nicht zufrieden zu sein, immer demütig, aber auch überzeugt zu bleiben, weil wir wissen, es warten noch mega Herausforderungen auf uns, all das bleibt elementar und in unseren Köpfen! Wie gesagt, Tiefschläge aushalten, einmal Schütteln und weiter machen, das wird darüber entscheiden, ob wir alle zusammen unser Ziel Klassenerhalt schaffen!

Das Spiel bei Borussia sollte Selbstvertrauen geben für Zwickau?

Nicht nur für Zwickau, es warten 18 Spiele auf uns. Aber das nächste Spiel ist Zwickau, das ist richtig. Wir haben eine ganz kurze Vorbereitung, man kann fast sagen, es war gar keine. Die Jungs haben im Weihnachtsurlaub die 14 Tage eigentlich weiter trainiert zu Hause und haben dann die Woche vor dem Test in Gladbach voll trainiert wie für ein Punktspiel. Wir haben mit dem Ball so viele tolle Sachen gemacht, dass man sieht, dass uns die ganzen Monate trotz der Widerstände weitergebracht haben in den Dingen, die wir versucht haben zu entwickeln. Die sind da, die kommen immer mehr bei den Jungs an, was wichtig ist, und was ich seit dem ersten Tag an hier in den Vordergrund gestellt habe, trotz der wahnsinnigen Umstände. Nämlich, dass alle von unserer DNA überzeugt sind. In Gladbach haben sich die Jungs super gecoacht, jede Sache wurde verbal unterstützt, jeder hat sich verantwortlich gefühlt. Das müssen wir in den nächsten Wochen genau so weiterleben.

Der FSV Zwickau ist von vielen Corona-Fällen gebeutelt, das Spiel steht möglicherweise sogar auf der Kippe. Wie gehst Du mit der Situation um, wie würdest Du auf eine Spielabsage reagieren?

Wir bereiten uns so gewissenhaft wie möglich auf das Spiel in Zwickau vor! Wenn es stattfindet, wollen wir bereit sein, mit dem Kader, der uns dann zur Verfügung steht. Wenn es nicht stattfinden wird, werden wir versuchen, am Wochenende ein Testspiel auszutragen!

Vor unserem Trainingsstart gab es auch zwei positive Fälle bei der Viktoria? Ist es dabei geblieben?

Ja, bei den zwei ist es geblieben. Ein Kompliment an alle, die Mannschaft, das Funktionsteam und jeden im gesamten Verein! Alle versuchen den maximalen Schutz zu leben und umzusetzen, mit den dazugehörigen persönlichen Opfern. Allerdings muss man auch sagen, die aktuelle Situation mit der Variante „Omikron“ stellt uns alle maximal auf die Probe. Die exorbitanten Fallzahlen auch im Vussball zeigen, diese Variante ist hochansteckend! Das hat im Moment besonders unseren nächsten Gegner getroffen. Aber das kann uns „morgen“ auch passieren. Von daher ist wichtig, dass wir alle den größtmöglichen Impfschutz (Booster) haben. Und uns dann an die Hygieneregeln halten. Auf das, was dann danach kommt, muss man sich einfach einstellen und anpassen.

Hast Du zum Schluss noch etwas auf deinem Trainerherzen, was Du sagen möchtest?

Ja, auf jeden Fall! Das ist eine Botschaft an unsere Fans: Ihr wisst, dass Köln meine Stadt ist und die Geburtsstadt meiner fünf Kinder. Mehr „Köln“ geht nicht. Ich habe in meinen ganzen Ausführungen hier versucht, zu verdeutlichen, was die Realität ist, unter welchen Umständen wir die Saison spielen und trotzdem annehmen! Aber am Ende des Tages machen wir als Mannschaft und ich als Trainer unseren Job nur aus einem Grund: damit Menschen, unsere Fans dem Spiel zuschauen und zufrieden und stolz nach Hause gehen. Dieser Moment des Glücks nach einem gewonnenen Spiel ist das, was wir alle wollen. Dieser Moment ist durch nichts zu ersetzten! Deshalb lautet mein Appell: „Alle! Immer! Zusammen!“ Das war in der abgelaufenen Saison nicht immer einfach, das weiß ich. Aber unsere Fans standen trotzdem wie eine Eins hinter uns und haben uns gezeigt: Wir stehen zusammen. Genau so machen wir weiter.

Beste Grüße, Euer Coach

Viktoria – das V steht für Vussball!

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