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Seokju Hong im Porträt: Seine verrückte Vussball-Reise um die halbe Welt

Seokju Hong im 'Hankki', seinem Lieblingsrestaurant in Köln (Foto: Viktoria Köln)

27.11.2021

Seokju Hong kommt am Stadtrand von Seoul, der Hauptstadt von Südkorea, zur Welt. Hochhäuser soweit das Auge reicht. Vollgestopfte Straßen. Während die meisten seiner Klassenkameraden Baseball- Fans sind (der größte Sport in Korea), weiß der achtjährige Seokju schon genau, was er werden will: Vussballer.

Mit zwölf Jahren kommt Hong zu E-Land, dem zweitgrößten Klub Seouls. Die erste Mannschaft spielt in der zweiten koreanischen Liga, die Jugend verfügt über ein Nachwuchsleistungszentrum. Doch nach ein paar Jahren reicht ihm das nicht mehr. Er will mehr. Er will nach Deutschland. Warum nicht England? Oder Spanien? Seokju Hong sagt: „In Südkorea wurde ich zu einem guten Techniker ausgebildet. Doch ich wollte körperbetonten Vussball kennenlernen, dafür war die Bundesliga bekannt.“

Sein Abenteuer beginnt. Er ist gerade einmal 15 Jahre alt, als er den Traum mit seinen Eltern teilt. Sie unterstützen ihn und finden über einen Freund in München einen Berater, der jemanden beim SV Bergisch Gladbach 09 kennt. Noch im Herbst des gleichen Jahres landet Hong in Köln, lebt ab sofort bei dem Berater und pendelt mit der Regio nach Bergisch Gladbach. Wie war der Start in einem neuen Land, wo alles fremd ist? Höflich antwortet der Stürmer, den alle nur ‚Ju‘ rufen: „Ich war mutig, aber natürlich muss man sich an vieles gewöhnen. Zum Beispiel, dass Köln ein bisschen langsamer ist als Seoul. Dafür gibt es hier den Weihnachtsmarkt. Ich liebe es, von Bude zu Bude zu schlendern und die Stimmung aufzusaugen.“

Für Hong gibt es von nun an nur noch Vussball. Der Sportverein setzt den talentierten 15-Jährigen direkt bei der U 19 ein. „Alle im Team waren nett zu mir, weil ich noch so jung war“, erinnert sich Ju an seine Zeit bei Bergisch Gladbach zurück, „doch in den Spielen hatte ich manchmal Angst. Viele Gegner waren älter und stärker als ich. Aber ein koreanischer Mitspieler namens Dong Min-Park hat mir geholfen, mich hier einzufinden.“

Nach sechs Monaten ziehen seine Mutter und sein Bruder nach. Der Bruder, weil er Deutsch lernen will, die Mutter, weil sie ihren Sohn vermisst. Nachdem der Trainer seiner U 19 den Verein verlässt, wechselt Hong zum SV Deutz 05, wo er ebenfalls in der A-Jugend spielt. Warum hat der Spieler, der für den Vussball um die halbe Welt gereist ist, sich nicht für ein Probetraining bei einem der Top-Klubs am Rhein beworben? „Ich habe immer gewartet, dass ein Verein auf mich zukommt“, erklärt er, „bis dahin habe ich fleißig trainiert.“

Nicht viel sagen, lieber viel trainieren, lautet die Denkweise des Seokju Hong. Selbst als Corona die Mittelrheinliga unterbricht, in der der Nachwuchsstürmer spielt, trainiert er weiter. Zu Hause die Muskeln trainieren, im Park an der Kondition arbeiten, auf dem Bolzplatz an der Technik feilen. Malochen für den Traum Profivussballer.

Eines Tages klingelt das Telefon. Marian Wilhelm, der damalige U 17-Coach von Viktoria Köln, will den mittlerweile über 1,80 Meter großen Nachwuchsspieler nach Höhenberg holen. Ju zögert nicht und spielt ab sofort bei den A- und B-Junioren, wobei im Sommer 2020 Corona den Nachwuchsvussball stoppt. Doch Profimannschaften dürfen spielen. So kommt in der letzten Saison der 17-jährige Hong zu seinem ersten Einsatz im Drittliga- Team. Testspiel gegen die U 23 des 1. FC Köln. Zwanzig Minuten vor Schluss wird er eingewechselt. „Ich lag am Abend davor wach und habe immer wieder darüber nachgedacht, was morgen auf dem Platz passieren wird“, erinnert er sich zurück, „doch sobald es losging, fiel die Nervosität einfach von mir ab.“ In der 82. Minute erzielt er den zwischenzeitlichen Ausgleich, doch letztendlich verliert Viktoria mit 1:2.

Von nun an trainiert der Koreaner häufiger mit den Profis, was ihm zu Beginn schwerfällt. „Ich war nicht so selbstsicher wie sonst und habe Angst gehabt, Fehler zu machen“, gibt Hong zu. Das fällt auch Marian Wilhelm auf und der Coach hilft dem Stürmer, mutiger zu agieren. In der laufenden Saison kommt er im Heimspiel gegen Waldhof Mannheim zu seinem ersten Drittligaeinsatz. Auch hier ist der Stürmer direkt erfolgreich und bereitet einen Treffer vor. „Ich spiele viel lieber in der 3. Liga als in der A-Junioren Bundesliga, denn im Profivussball gibt es mehr Fans“, lacht er, „mehr Zuschauer heißt mehr Spaß.“

Sein erstes Drittligator schießt Hong keine drei Monate später beim 2:1-Sieg gegen Türkgücü München, sein Gefühl beim ersten Pflichtspieltreffer seiner Karriere beschreibt er mit „einfach top“. Es läuft für den Nachwuchsspieler. Doch im Testspiel gegen den VfL Bochum bricht er sich die Hand. Nach der Operation muss er nun für ein paar Wochen pausieren, was den Stürmer sichtlich bedrückt. Tagelang darf er nicht trainieren. Also schaut er Netflix, hört K-Pop (Anm. d. Red. koreanischer Pop), geht sonntags in die Kirche und bereitet sich auf seine Fahrschulprüfung vor. Und was kommt auf den Esstisch, Seokju? „Fisch. Sehr gerne scharf.“ Dann lacht er herzlich: „Aber ich mag auch Döner.“

Im ‚Hankki‘, einem Koreaner am Friesenplatz, kennt jeder den Nachwuchsspieler der Viktoria. In der fröhlich lauten Umgebung wird er plötzlich ernst. Er lehnt sich über den Tisch, ihm ist wichtig, dass man ihn versteht. „Ich will, dass die Leute wissen: Wenn ich wieder fit bin, will ich in der U 19 und in der 1. Mannschaft so viel Spielpraxis bekommen und so viele Tore schießen wie nur möglich.“

Die Reise des Seokju Hong ist noch lange nicht zu Ende. Sie hat gerade erst begonnen…

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