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Luca Marseiler im Porträt: „Es hilft, wenn man nach vorne guckt“

Luca Marseiler (rechts) ist zurzeit vom SC Paderborn an die Viktoria ausgeliehen [Foto: Besnik Abazaj/Viktoria Köln]

Manch ein Nachwuchskicker muss in die Welt ziehen, um bei einem Profiklub unterzukommen. Luca Marseiler nicht. Der gebürtige Unterhachinger hatte das Glück, über seinen Heimatverein in den Profisport zu gelangen. Jetzt, nach rund sechs Jahren in der ersten Mannschaft der Spielvereinigung Unterhaching, sucht er eine neue Herausforderung.

 

„Ich habe früh gemerkt, dass ich zu den Guten gehöre“, weiß er noch über seine Zeit als Kind auf dem Bolzplatz zu berichten, „ich habe oft gegen Kinder gespielt, die um einiges älter waren und konnte mithalten.“ Marseiler ist der mittlere von drei Söhnen, die früh von ihrem Vater die Schönheit des Fußballs gezeigt bekamen. „Mein Vater war Stürmer in der Landesliga beim SV-DJK Taufkirchen“, sagt der Offensivmann, „und so wurde das auch mein erster Verein.“ Bis zu seinem elften Lebensjahr war der junge Marseiler beim Sportverein südlich von München aktiv und wurde dort von Marseiler Senior trainiert. Dann folgte er dem Ruf des FC Bayern München.

 

Bereits zuvor hatte der heute 24-Jährige Angebote vom Rekordmeister erhalten, doch sein Vater hatte gesagt, dass er erst wechseln dürfe, „wenn man auf Großfeld spielt“. Beim FCB durchlief er die Jugendstationen, doch seine körperliche Entwicklung ließ ihn zurückfallen. „Ich war nicht groß genug“, sagt der heute 1,76 Meter große Außenspieler, „aber bei einer Partie gegen Unterhaching war Manni Schwabl vor Ort [Anm. d. Red. Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching], der meiner Größe nicht viel Beachtung schenkte, sondern mein fußballerisches Können erkannte.“ Der Präsident wollte den Jugendspieler in seinen Verein holen und Marseiler sagte zu, was er in Retrospektive als „die beste Entscheidung“ bezeichnet. Bei der Spielvereinigung südlich von München wurde die Familie Marseiler zusammengeführt: Während der jüngere Bruder Yannis bereits bei den Hachingern spielte, kam neben dem älteren Bruder Luca auch Marseiler Senior als Jugendtrainer hinzu.

 

Und der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Mit der U 17 stieg Luca Marseiler in die B-Junioren Bundesliga Süd/Südwest auf. Und weil die U 19 nicht in der Bundesliga spielte, entschied man sich, den frischgebackenen 18-Jährigen zuerst in der zweiten Mannschaft Erfahrungen sammeln zu lassen, bevor man ihn kurz darauf zum ersten Team in die Regionalliga Bayern holte. „Es war geil in größeren Stadien zu spielen, seinen eigenen Spint zu haben und seinen Namen auf dem Trikot zu lesen. Aber die DFB-Pokalspiele waren nochmal eine Nummer größer“, denkt Marseiler an seine erste Saison bei den Profis zurück. Denn der Regionalligist schlug nicht nur in der 1. Runde den Bundesligisten FC Ingolstadt (2:1), sondern bezwang auch RB Leipzig aus der 2. Liga (3:0), bevor der Lauf im Pokal gegen Bayer 04 Leverkusen (1:3) endete.

 

 

Eine erfolgreiche Debütsaison hätte somit ein vielversprechendes Ende gefunden, wenn der Außenspieler sich nicht seine erste größere Verletzung zugezogen hätte. Während Marseiler seine Sprunggelenksverletzung auskurierte, unterstrich sein Verein die Aufstiegsambitionen, in dem er eine Reihe neuer Spieler verpflichtete. Dadurch wurde dem Flügelflitzer die Rückkehr in die Startelf erschwert. Doch ist Marseiler keiner, der einfach aufgibt. So gab er in den Trainingseinheiten alles und kämpfte sich zur Rückrunde in die Startformation zurück. Bis ihm kurz darauf das Kreuzband riss.

 

Nun weiß jeder Fußballer, der jemals Bekanntschaft mit dieser Verletzung gemacht hat, dass die Rückkehr nicht nur physisch eine schmerzhafte Angelegenheit ist, sondern die ständige Ungewissheit auch die Psyche angreift. Während die SpVgg Unterhaching den Aufstieg in die 3. Liga feierte, verbrachte Marseiler seine Zeit in der Reha. „Das war bitter“, erinnert er sich an die elfmonatige Zwangspause, „aber da muss man durch. Es hilft, wenn man seinen Kopf ausmacht und einfach nach vorne guckt.“ Und es hatte auch sein Gutes: Der davor schmächtige Außenbahnspieler, dem die Umstellung in den Herrenbereich schwer gefallen war, legte im Gym mehr als zehn Kilo Muskelmasse zu und startete die Saison 2018/2019 in bestechender Form. „Wenn man Selbstvertrauen hat, dann läuft es“, sagt Marseiler angesprochen auf seine vier Tore, die er in den ersten acht Spielen schoss.

 

Generell lief es gut in der kommenden Zeit bei dem Eigengewächs der Spielvereinigung. Verletzungen ließen ihn zwar immer wieder zurückfallen, doch der mittlerweile erfahrene Außenbahnspieler hatte sich seine Sporen in der 3. Liga verdient. Bis die Saison 2020/2021 seinem Verein mit einer Kombination aus Corona, Verletztenmisere und Unruhe zusetzte. „Das hat wehgetan“, sagt Marseiler über den unabwendbaren Abstieg der Hachinger, bei denen er bei 122 Spielen in der ersten Mannschaft stand. Doch der Spieler, der stets darum bemüht ist, nach vorne zu schauen, ergriff die Möglichkeit um beim Zweitligisten SC Paderborn anzuheuern. „Die Umgewöhnung gehört zum Fußballerleben dazu“, sagt der Spieler über seinen Umzug nach Nordrhein-Westfalen. Um mit seinen Freunden in der Heimat in Kontakt zu bleiben, kickt er jetzt nicht mehr nur die Bälle auf dem Höhenberger Rasen, sondern auch online.

 

Denn nach zwei Monaten bei seinem neuen Verein entschloss sich der Flügelspieler kurz vor Schließung des Transferfensters für eine Leihe. „Lieber spiele ich in der 3. Liga und bin Stammkraft, als dass ich in der 2. Liga auf der Bank sitze“, sagt Marseiler über diesen Wunsch. In Anbetracht der Konkurrenz im SCP-Kader war das eine nachvollziehbare Entscheidung. „Die Gespräche mit Olaf (Anm. d. Red. Olaf Janßen, Viktoria-Chefcoach) haben mir ein gutes Gefühl gegeben. Und Köln ist eine super Stadt“, sagt der 24-Jährige über seinen Wechsel an den Rhein. Dass der Flügelspieler sich gut eingefunden hat, mag vielleicht auch an Abwehrspieler Christoph Greger liegen. Denn die beiden bestritten bei Unterhaching zusammen 69 Spiele. Im letzten Heimspiel ackerte und fightete Marseiler unentwegt auf seiner Außenbahn und bereitete in der 40. Minute zum ersten Mal einen Treffer der Viktoria vor (hier im Video zu sehen). Das lässt hoffen, dass er daraus weiteres Selbstvertrauen ziehen wird. Denn um es mit den Worten des Flügelflitzers zu sagen: „Wenn man Selbstvertrauen hat, dann läuft es.“

 

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