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Porträt Elias Bördner: „Bälle halten, egal wie“

Elias Bördner ist von Eintracht Frankfurt ausgeliehen (Bild: Besnik Abazaj/Viktoria Köln)

12.08.2021

Der zweite Spieltag in der 3. Liga war für Torwart Elias Bördner eine dreifache Premiere. Die Leihgabe von Eintracht Frankfurt gab seinen Pflichtspiel-Einstand für die Viktoria, stand zum ersten Mal zwischen den Pfosten in einer Drittligapartie und konnte sich erstmalig im Sportpark Höhenberg vor Fans beweisen. Das größte Spiel seiner Karriere war es allerdings nicht.

Elias Bördner wuchs in einem mittelhessischen Dorf auf. „Haintchen hat nicht einmal eintausend Einwohner“, sagt der Torwart über den Ort, in dem er seine Kindheit verbrachte. Sein Vater hatte im Amateurbereich selbst Fußball gespielt und so war es keine Überraschung, dass sein Sohn Elias mit sechs Jahren beim heimischen TuS zu kicken begann. Über den SV Wolfenhausen ging es für den Schlussmann mit elf Jahren zum SV Wehen Wiesbaden. „Da wurde ich dann von meinem Vater oder meinem Opa hingefahren“, denkt der 1,88 Meter große Keeper zurück an die halbstündige Autofahrt zum Nachwuchsleistungszentrum des SVWW. Bei dem Sportverein fühlte sich Bördner wohl und sein Trainer Ömer Erbay (heute Coach der U 14 von Eintracht Frankfurt) gab ihm das notwendige Vertrauen. „Ich wollte weiter unter Erbay spielen und habe deshalb auch das erste Angebot von Eintracht Frankfurt ausgeschlagen“, erinnert sich der heute 19-Jährige.

Erst als Erbay selbst den Klub verließ, ging auch Bördner. Den damals 14-Jährigen zog es zur TSG Wieseck, einem Partner der SGE in Sachen Jugendarbeit. Fußballer wie Luca Waldschmidt (zurzeit Benfica Lissabon) oder Sonny Kittel (zurzeit Hamburger SV) durchliefen die Talentförderung des Vereins. Hier spielte er in der C-Jugend in der Regionalliga, bis die Adler den 15-Jährigen erneut anfragten. „Es gab auch andere Angebote. Aber der Knackpunkt war die Nähe zu meiner Heimat“, erklärt Bördner, „ich wollte in kein Internat, deshalb war Frankfurt die richtige Adresse für mich.“

Angekommen bei der Eintracht musste der Nachwuchstorhüter die Herausforderung annehmen, sich einen Stammplatz zwischen den Pfosten zu sichern. Seine jahrgangsinterne Konkurrenz war Giulio Girelli, der aus der Jugend des italienischen Rekordmeisters Juventus Turin nach Hessen gekommen war (zurzeit bei der U 19 des FC Turin). „Das war eine ganz schöne Hausnummer“, lacht der Schlussmann über den Zweikampf im Tor, „aber Konkurrenz belebt den Sport. So war es eine tolle Herausforderung für mich und da ich mich gut mit Giulio verstehe, hat es auch immer Spaß gemacht.“ Girelli und er wechselten sich in der Liga ab, jeder durfte zwei Spiele am Stück ins Tor. Das System funktionierte, Eintrachts Defensive wurde zur stärksten in der B-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest und belegte am Ende den dritten Tabellenplatz.

In der U 19 lief es unter Trainer Marco Pezzaiuoli (heute in Indien bei Bengaluru FC) ganz anders. Der ältere Jahrgang sollte Spielpraxis erhalten und so musste sich Bördner hinten anstellen. „Diesen Konkurrenzkampf erlebe ich jedes Jahr, das ist ganz normal“, sagt der Torwart gelassen, „aber man bleibt immer dran. Irgendwann wird man dafür belohnt.“ Doch der stets positive Schlussmann kam in seiner ersten U 19-Saison auf nur drei Einsätze, zudem lief sein Vertrag aus. Die Eintracht wollte ihn behalten, doch eine Entscheidung zu treffen, fiel ihm schwer. „Ich habe viele Gespräche mit Leuten im Verein geführt, auch mit meinem Torwarttrainer Stephan Loboué“, erinnert sich der 19-Jährige. Loboué konnte ihn überzeugen, zu bleiben und sollte recht behalten: In der kommenden Saison stand der Torhüter im Kasten der A-Junioren. Doch nach vier Spielen beendete Corona die Saison frühzeitig, der Spielbetrieb der Nachwuchsmannschaften wurde bis auf Weiteres eingestellt.

„Sportlich gesehen hatte ich Glück im Unglück während der Pandemie“, sagt der Torhüter, „denn ich wurde in den Kader der ersten Mannschaft hochgezogen und trainierte von nun an mit den Bundesliga-Spielern.“ Das Training bei der Eintracht, die an internationalen Wettbewerben teilnimmt, war für den Nachwuchstorwart ein „Qualitätsschock“. „Es war schneller, präziser und hochwertiger“, erzählt Bördner, der sich zwar an das neue Tempo gewöhnen musste, sich davon aber nicht unter Druck setzen ließ. „Ich habe nie an mir gezweifelt, sondern die Herausforderung angenommen“, so der Keeper. Über die Saison hinweg trainierte er als dritter Torhüter mit den Profis, zudem durfte er als U 19-Schlussmann an Testspielen teilnehmen, als die Jugend den Trainingsbetrieb wieder aufnahm. „Als ich wieder mit der A-Jugend gespielt habe, wurde mir klar, wie gut das Training mit der ersten Mannschaft für meine Entwicklung gewesen ist“, so Bördner.

Und der Trainerstab sah es ähnlich. Im Quarantäne-Hotel zwei Tage vor dem letzten Saisonspiel der 1. Bundesliga, eröffnete der SGE-Torwarttrainer Jan Zimmermann dem 19-Jährigen, dass dieser am 34. Spieltag gegen den SC Freiburg im Kasten stehen würde. Die Eintracht stand bereits sicher auf einem Europa-League-Rang, aber für den Sportclub ging es noch um einen Platz im internationalen Fußballgeschäft. Bördner sagte zu und wurde hinter Eintracht-Goalkeeper Jürgen Friedl (mit 17 Jahren und 26 Tagen der jüngste Schlussmann der Bundesligageschichte des Klubs) der zweitjüngste Torhüter aller Zeiten bei den Adlern. Bereits nach 15 Minuten lag der 19-Jährige blutend auf dem Rasen und musste behandelt werden. „Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis ich was am Kopf hatte“, lacht der Torwart heute darüber, „im Training bekam ich schon immer Bälle ins Gesicht. Ich weiß nicht, woran das liegt – wahrscheinlich will ich einfach Bälle halten, egal wie.“ Dass es diesmal das Knie von Freiburg-Stürmer Nils Petersen war und kein Ball, brachte Bördner nicht aus dem Konzept. Die Eintracht verabschiedete sich mit einem 3:1-Erfolg in die Sommerpause – und Bördner mit einer gelungenen Bundesliga-Premiere.

Zwischen den Spielzeiten wurde der Torhüter gefragt, ob er sich bereit fühlen würde, ausgeliehen zu werden. Bördner sagte zu und vertraute der Expertise von SGE-Torwarttrainer Jan Zimmermann, den er sehr schätzt. Dieser hatte beim SV Darmstadt mit Marcus Steegmann (Sportlicher Leiter bei Viktoria Köln) gespielt und den Kontakt hergestellt. Als Grund nach Höhenberg zu gehen, gibt der Schlussmann an: „Ich will spielen. Und die Wahrscheinlichkeit, bei der Viktoria eingesetzt zu werden, ist höher als bei der Eintracht – auch, wenn es hinter Miele (Anm. d. Red. Sebastian Mielitz) und Moritz (Anm. d. Red. Moritz Nicolas) schwer wird. Aber es ist eine Herausforderung und Chance, die nicht jeder erhält“, sagt Bördner. Der Gang in die 3. Liga ist für den Goalkeeper kein Rückschritt: „Wenn man sich in der Liga umsieht, so entdeckt man beispielsweise Tim Schreiber (zurzeit Hallescher FC), der in der U 19-Nationalmannschaft im Tor steht. Von daher bin ich mit 19 Jahren genau da, wo ich sein will.“

Und genau dort kann er für die Viktoria ganz wichtig sein. Beim ersten Heimspiel der Drittligasaison gegen den FSV Zwickau stand Bördner zwischen den Pfosten der Höhenberger. Für ihn war sein Debüt in der 3. Liga auch das erste Spiel vor Fans im Profi-Bereich. „Das war eine geile Erfahrung“, strahlt der Schlussmann, „ich war zwar etwas nervös vor dem Spiel, aber als ich den Platz betrat, entspannte ich mich.“ Und beim 1:1-Unentschieden gegen Zwickau musste er auch keinen Ball mit dem Gesicht halten.

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