Seit Sommer 2020 spielt Jeremias Lorch bei Viktoria Köln. Seitdem hat er sich auf der Sechserposition festgespielt. Im Interview spricht der gebürtige Heilbronner über seine Position, die Einstellung der Mannschaft und seinen Grund, sich für die Viktoria entschieden zu haben.
Herr Lorch, seit vergangenem Sommer wohnen Sie nun in Köln. Sowohl Ihre Brüder als auch Ihr Vater waren beziehungsweise sind auf dem Fußballfeld aktiv. Ist der Fußball trotz der Distanz noch ein Gesprächsthema?
Jeremias Loch: Ja, wir reden schon noch viel über Fußball. Aber seit ich nicht mehr zu Hause, sondern hier in Köln wohne, telefonieren wir viel. Dann geht es viel um Fußball, aber nicht ausschließlich. Ich fühle mich sowohl in der Mannschaft als auch in der Stadt sehr wohl. Auch wenn die Situation aufgrund der Pandemie eine andere ist.
Nach einem Jahr in der 2. Bundesliga haben Sie sich für die Viktoria entschieden. Wie sind Sie zu diesem Schritt gekommen?
Lorch: Es lag hauptsächlich daran, dass ich den Eindruck hatte, dass bei Viktoria Köln etwas entsteht und dass man hier etwas entwickeln möchte. Ich habe von den Verantwortlichen um Franz Wunderlich und Marcus Steegmann großes Vertrauen gespürt. Denn sie haben mir gleich gezeigt, wie groß ihr Interesse an mir ist.
Sie spielen als defensiver Mittelfeldspieler auf einer nicht unwesentlichen Position. Wie können Sie dort Verantwortung übernehmen?
Lorch: Verantwortung übernimmt man in erster Linie, indem man Woche für Woche seine Leistung bringt. Dabei muss man nicht derjenige sein, der auf dem Platz lautstark rumbrüllt. Die Mannschaft muss aber das Gefühl haben, dass sie auf einen zählen kann. Das ist der erste Punkt. Der andere Punkt ist, dass man seinen Mitspielern, wenn es gerade nicht so gut läuft, hilft, wieder in Top-Form zu kommen. Das kann in einem Spiel oder auch in einer Saisonphase sein. Wenn man Verantwortung übernehmen will, sollte man sich nicht zu schade sein, seine Kollegen aufzubauen.
Auf Ihrer Position muss personell ab und zu rotiert werden. Von Ihrem Partner hängt aber auch gewissermaßen Ihre taktische Rolle ab. Fühlen Sie sich als abkippender oder spielaufbauender Sechser wohler?
Lorch: Die Rotationen sind unabdingbar. Sowohl Moritz (Moritz Fritz, Anm. d. Red.), Klinge (René Klingenburg, Anm. d. Red.) als auch ich sind in dieser Saison schon verletzungsbedingt ausgefallen. Ich bin mir generell nicht zu schade, defensive Arbeit zu übernehmen. Ich bin aber auch kein Spieler, der sich nur über seine Defensivqualitäten definiert. Das kann man auch auf dem Platz sehen. Ich denke, dass ich ganz gut mit dem Ball umgehen kann und sowohl spielerisch als auch technisch gut entwickelt bin. Gegen Dresden beispielsweise habe ich neben Moritz Fritz im defensiven Mittelfeld gespielt. Weil er der defensivere Spieler ist, habe ich mich etwas offensiver gesehen. In der Rolle fühle ich mich auch sehr wohl. Es ist kein Gesetz, dass ich der defensive Sechser bin und mein Partner der offensivere sein muss. Auch wenn ich mir nicht zu schade bin, defensiv zu arbeiten, habe ich gerne Zug zum Tor.
Ihre Verletzung haben Sie bereits angesprochen. Bei Ihren bisherigen Profi-Stationen hatten Sie jeweils eine lange Verletzungspause. Wie haben Sie gelernt, damit umzugehen?
Lorch: Meine erste Verletzung bei Großaspach war ein Kreuzbandriss. Das war gleichzeitig das erste Mal, dass ich in meiner Karriere wirklich verletzt war. Da wusste ich noch gar nicht, was auf mich zukommt. Deshalb konnte ich es noch nicht richtig einschätzen. Die zweite Verletzung dann in Wiesbaden war schon um einiges schlimmer. Vor allem, da ich wusste, was mich erwartet. Dazu war dann lange unklar, ob ich operiert werde oder nicht und wie lange ich wirklich ausfalle. Es hat sich leider nicht so, wie die Ärzte es vorausgesagt haben, entwickelt. Das ist aber schon fast drei Jahre her. Zu Saisonbeginn war ich nochmal für vier Spiele raus. Ansonsten war ich aber drei Jahre am Stück gesund. Das fühlt sich natürlich super an. Ich habe Erfahrungen mit Verletzungen und weiß, es gibt nichts Schöneres, als fit zu sein.
In den kommenden Wochen geht es gegen viele direkte Konkurrenten wie Meppen, Duisburg oder Lübeck. Was erwarten Sie von sich und der Mannschaft in den Spielen?
Lorch: Ich möchte die Einstellung, die wir bei den letzten beiden Auswärtsspielen in Ingolstadt und München an den Tag gelegt haben, wiedersehen. Der Sieg bei den Bayern war gut für unser Gefühl, weil wir uns endlich beweisen konnten. Es bringt aber nichts, sich darauf auszuruhen. Wir müssen diese Einstellung beibehalten und sie Woche für Woche zeigen. Es gibt für uns keine andere Option. Dann wird auch das Spielerische zurückkommen. Denn das ist etwas, woran wir – denke ich – noch arbeiten müssen. Aber die Einstellung gegen den Ball ist das A und O. Das ist die Grundlage. Das spielerische Element kommt dann von alleine. Ich habe bisher in drei verschiedenen Ligen gespielt. Daher weiß ich, wir müssen uns auf uns selbst konzentrieren und an unsere Leistungsgrenze gehen. Dann ist auch der Gegner egal. Die Mannschaften sind qualitativ sehr eng beieinander.
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