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André Weis im Porträt: „Der schönste Job der Welt“

Zu Hause im Kasten: Torhüter André Weis (Foto: Jakob Settgast/Viktoria Köln)

18.11.2020

In unregelmäßigen Abständen stellen wir die Spieler von Viktoria Köln vor. Heute: André Weis.

Mit 31 Jahren kennt André Weis die Höhen und Tiefen des Fußballs. Er weiß eine Meisterschaft zu feiern, einen Abstieg zu verdauen und den immerwährenden Wettkampf um die begehrte Position zwischen den Pfosten zu bestreiten. Sein Mittel, um diesem Druck standzuhalten: Professionalität.  

„Meine Mutter erzählt immer, ich hätte schon Bälle gekickt, bevor ich richtig laufen konnte“, erinnert sich André Weis an seine Kindheit in Koblenz zurück. Da seine Großeltern Vereinsmitglieder beim FV Rheingold Rübenach 1919 waren, ging der junge Feldspieler auch zum FVR und verbrachte dort seine Jugend. Erst als sein Stiefvater, der selbst in der Oberliga Torwart gewesen war, das Talent des Jungen erkannte, bezog Weis zwischen den Pfosten Stellung, verfolgte aber keine großen Ziele. Bis zu seinem 16. Lebensjahr war Fußball für ihn einfach ein Hobby, ohne Druck oder Internat. „Ich bin froh, dass ich meine Jugend genießen konnte“, sagt der Torhüter, wenn er heute daran zurückdenkt.

Doch nachdem Weis in der B-Jugend zur SG 99 Andernach wechselte, um in der Regionalliga zu spielen, wurde er von Colin Bell, dem U 19-Trainer der TuS Koblenz, entdeckt. Bell trainierte Weis härter als die anderen Spieler, sodass manchmal die Eltern seiner Mannschaftskameraden verdutzt schauten. „Später hat mir Colin erzählt, dass er mich so erbarmungslos erzogen hat, weil er mich darauf vorbereiten wollte, was kommen würde“, sagt der Schlussmann anerkennend. Aus der A-Jugend wurde Weis schnell in den Profikader hochgezogen. Die TuS Koblenz kämpfte zu der Zeit um den Klassenerhalt in der 2. Liga und gleich in der ersten Auswärtspartie, bei der er als Keeper im Kader war, hagelte es eine 0:9-Klatsche gegen Hansa Rostock. „Klar war ich glücklich, da nicht im Tor zu stehen, aber die Stimmung im Stadion hat richtig Lust gemacht auf Profifußball“, sagt der Torhüter über seinen Besuch im Ostseestadion.

Mit 20 Jahren zog es André Weis in den Norden zum SV Wilhelmshaven. In dem verschlafenen wirkenden Städtchen an der Küste spielte er fast die gesamte Saison in der Regionalliga Nord und während sich andere aus seiner Mannschaft langweilten, war es für Weis genau das Richtige: „Ich mag das Wasser und bin eher ein ruhiger Typ.“ Und seine Mutter kam zu jedem Spiel, egal ob es im Wilhelmshavener Jadestadion war oder auswärts bei TeBe Berlin.

Nach einer Saison kam Weis zurück zur TuS Koblenz und bekam seine ersten Minuten Spielzeit in der 3. Liga. So hielt er zum Beispiel beim 4:0-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim den Kasten sauber, während vorne Marcus Steegmann (Anm. d. Red., heute Sportlicher Leiter bei Viktoria Köln) einen Doppelpack schnürte. Doch nach der Saison erhielt die finanziell angeschlagene Turn- und Spielvereinigung keine Drittliga-Lizenz – der Zwangsabstieg in die Regionalliga folgte.

Der damals 21-jährige Weis blieb allerdings der Liga erhalten, denn der VfB Stuttgart wollte ihn als zweiten Torhüter hinter Bernd Leno. Doch dieser wechselte nach Leverkusen und Weis wurde zur Stammkraft. In seinem ersten Jahr beim VfB Stuttgart II war André Weis der Torhüter mit der besten kicker-Benotung in der 3. Liga, in seiner zweiten Saison spielte er in 26 Spielen elfmal zu null. „Ich hätte auch noch mehr Spiele machen können, aber ich wurde als Ersatztorhüter zu ein paar Bundesliga- und Euro-League-Spielen mitgenommen“, erinnert er sich. So saß er beim VfB Stuttgart auf der Bank, wenn sie in München gegen die Bayern oder gegen Molde BK in Norwegen spielten. „Erfahrungen, die unbezahlbar sind“, nennt das Weis heute.

Nach seiner zweiten Saison in der U 23 des VfB Stuttgart erhielt Weis Angebote aus verschiedenen Ligen und entschied sich für den FC Ingolstadt. In zwei Spielzeiten kam er zwar kaum zum Einsatz, feierte aber dennoch in der zweiten Saison die Meisterschaft im Unterhaus. Besonders scheint ihn allerdings etwas anderes zu freuen: „Ich habe dort Mo (Anm. d. Red., Moritz Hartmann) kennengelernt und wir sind seitdem gute Freunde.“ Wahrscheinlich wäre es möglich gewesen, mit den Schanzern in die Bundesliga zu gehen. Doch Weis wollte spielen. „Wenn du als Fußballer nicht auf dem Platz stehen möchtest, dann solltest du den Job wechseln“, sagt Weis dazu knapp.

Und so blieb er in der 2. Liga und stellte sich von nun an ins Tor des FSV Frankfurt. Nach einer ordentlichen Hinrunde schossen seine Mitspieler in der Rückrunde allerdings nur sechszehn Tore, der Abstieg folgte. Weis hatte vor, im Unterhaus zu bleiben und stand in Gesprächen mit Dynamo Dresden, als Gerry Ehrmann anrief. „Wenn du aus meiner Gegend kommst und diese Torwartlegende ruft dich an und will dich zum 1. FC Kaiserslautern holen, dann denkst du nicht lange nach“, sagt der Torhüter über seinem Wechsel zu den Roten Teufeln. Dabei wurde die Saison alles andere als legendär: Nach einem verpatzten Saisonstart fing sich Weis im vierten Spiel eine Rote Karte ein. Nachdem seine Sperre abgelaufen war, wurde er aus dem Kader gestrichen. Hier zeigt sich die Professionalität des Schlussmanns, denn Weis haderte nicht mit der Entscheidung. Sein Kommentar ist schlicht: „Darüber lege ich den Schleier des Schweigens.“

Für den mittlerweile 28-Jährigen lautete die nächste Station SSV Jahn Regensburg, bei dem er erneut nicht über die Rolle des Ersatztorhüters hinauskam. Doch auch hier zieht Weis das Positive aus dem Erlebten: „Wir haben eine tolle Mannschaftsstärke gehabt. Man konnte sich gut in das Team reinspielen und ich habe mich gut aufgehoben gefühlt. Und Regensburg ist einfach eine tolle Stadt.“ Doch als man ihn in der dritten Saison als dritten Schlussmann sah und teilweise an die zweite Mannschaft abgab, war Weis bereit für eine neue Herausforderung. Und so wechselte er in der Winterpause zur Viktoria. „Zwar gab es gleich im ersten Testspiel eine 3:5-Niederlage gegen MTK Budapest, aber in der Folge konnte ich bei meinen Teamkameraden Vertrauen gewinnen und wir wuchsen als Mannschaft in der Rückrunde zusammen“, resümiert Weis seine erste Saison bei dem Klub von der Schäl Sick.

Und auch wenn mittlerweile mit Sebastian Mielitz eine neue Nummer eins verpflichtet wurde, ist André Weis zu sehr Profi, als dass es ihn aus dem Takt bringen könnte. „Im Fußball müssen Entscheidungen getroffen werden. Die muss man akzeptieren“, sagt der mittlerweile 31-Jährige, der vor kurzem Vater geworden ist. Und Fußball sei für ihn immer noch der „schönste Job der Welt“, denn „man macht, was man liebt und hat dazu noch viel Zeit, sein Kind aufwachsen zu sehen. Welche andere Arbeit bietet einem das?“ Wenn die Zeit als Auswechseltorwart ihm eines beigebracht hat, dann ist es auf den Punkt da zu sein, was für die Viktoria am Wochenende wichtig werden könnte: Mielitz fällt nach einem Platzverweis aus. Auf die Frage, ob er beim Kick am Sonntag zwischen den Pfosten stehen wird, gibt sich der erfahrene Schlussmann wie gewohnt professionell: „Ich fahre mit nach Unterhaching. Alles Weitere entscheidet Pavel (Anm. d. Red., Viktoria-Cheftrainer Pavel Dotchev).“

Viktoria – das V steht für Vussball!

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