Der 21. Februar 2014 war ein denkwürdiger Tag im Höhenberger Sportpark.
Unsere Viktoria drehte zunächst einen 0:3 Rückstand gegen die Sportfreunde Siegen in ein 4:3, ehe den Gästen noch der Ausgleich gelang. Relativ schnell bemerkten wir in Block 1 eine kleine, englischsprachige Gruppe, die leidenschaftlich unsere Aufholjagd verfolgte.
An diesem Tag entstand die Fanfreundschaft zu Carshalton Athletic.
Seitdem erhalten wir regelmäßig Besuch aus Süd-London, der anscheinend besonderen Gefallen an Derbysiegen und Pokalerfolgen gefunden hat. Im Gegenzug besuchten wir bereits einige Spiele des englischen Achtligisten, wobei die „Seaside-matches“ an der britischen Südküste einen ganz besonderen Charme versprühen.
Am 02. April dieses Jahres stand ein besonderes Auswärtsspiel auf dem Programm. Die Robins, wie der Verein genannt wird, spielte im Ärmelkanal beim FC Guernsey. Mediterranes Klima und englisches Bier waren Ansporn und so machten wir uns zu siebt auf die lange Autofahrt nach Guernsey auf. Eingedeckt mit zwei Paletten belgischem Dosenbier erreichten wir am Freitagabend die französische Stadt Le Havre, wo wir uns zunächst ein Spiel der Ligue 2 ansahen.
Am nächsten Morgen fuhren wir um 04:00 Uhr Richtung Fähre und kamen, nach einem 5-stündigen Aufenthalt auf Jersey, am frühen Nachmittag auf Guernsey an. Schnell im Hotel eingecheckt fuhren wir mit dem Bus zum Pub, wo wir unsere Freunde trafen und uns bei Guinness und Fish & Chips auf das kommende Spiel einstimmten.
Nicht nur für die Fans, sondern auch für die Spieler ist dieses Aufeinandertreffen das absolute Highlight des Jahres. Guernsey verfügt über einen Etat von etwa 1 Million Pfund, was selbst in England ein enormer Betrag für die 8.Liga ist. Diese Summe ist allerdings auch notwendig, da der FC Guernsey nur unter der Voraussetzung, dass die Gastmannschaften auf Vereinskosten zu den Spieltagen eingeflogen werden, am Ligabetrieb teilnehmen darf. Ein reicher, lokaler Hauptsponsor macht es möglich.
Am Stadion angekommen wurden wir außerordentlich freundlich begrüßt. Neben einer Erwähnung im Stadionheft, mit ö-Pünktchen und korrektem Vereinslogo, begrüßten uns die Vereinsoffiziellen per Handschlag. Das Spielgeschehen ist schnell beschrieben: Während Carshalton um den Einzug in die Playoffs spielte, ging es für den Gastgeber gegen den Abstieg. Etwas mehr als 1.000 Zuschauer (!!!) sahen eine umkämpfte Partie und ein leistungsgerechtes 2:2-Unentschieden. Statt der in Deutschland obligatorischen Stadionwurst wurden uns Cheeseburger und Zwiebelsuppe serviert.
Nach Abpfiff verabschiedeten wir die Spieler beim Bier Richtung Flughafen und gaben dem örtlichen TV-Sender noch ein verhältnismäßig ordentliches Interview.
Am nächsten Tag machten wir uns auf den Heimweg und erreichten nach nur 18 Stunden unsere geliebte Domstadt, womit eine rundum gelungene England-Tour endete. Nun heißt es Daumen drücken für die Relegation! Unterstützung aus dem Königreich ist uns in jedem Fall sicher.
Carshalton & Viktoria
Fanbericht: Stefan Kleinsorge